Tumulte bei Verfahren gegen Tierschützer

PROZESS Sechs Aktivisten stehen wegen der Besetzung des Boehringer-Geländes vor Gericht

Sechs Tierschützer, die im Sommer 2009 das Gelände der Firma Boehringer in Hannover besetzt hatten, stehen seit gestern wegen Hausfriedensbruchs vor Gericht. Der Pharmakonzern will auf dem Gelände Medikamente an Schweinen erforschen. Bereits am ersten Prozesstag ging es hoch her: Etwa 50 Männer und Frauen, die die Polizei dem „linken Spektrum“ zuordnet, wollten den Prozess verfolgen.

Da aber nur 30 Personen in den Gerichtssaal hineinpassen, mussten die Übrigen auf dem Gerichtsflur warten. Dabei kam es laut Polizei zu Rangeleien. Die Beamten nahmen zwei Männer in Gewahrsam. Laut Amtsgericht wurde gegen mehrere Personen ein Ordnungsgeld verhängt.

Die Tumulte waren offenbar geplant: Im Internet hatten Tierschützer zuvor angekündigt, der „Fließband-Justiz“ in die Suppe zu spucken. Dass die Polizei Hannover mit den Aktivisten nicht zimperlich umgeht, hatte sie bereits bei der Räumung des Geländes im vergangenen Jahr bewiesen. Damals war selbst in Polizeikreisen das Großaufgebot an Beamten kritisiert worden. Rund 1.000 Polizisten hatten die knapp 60 Tierschützer gewaltsam vom Gelände geholt.

Wegen der Boehringer-Ansiedlung gab es in den vergangenen Monaten immer wieder Farbschmierereien – unter anderem am Haus von Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD). Für Aufsehen sorgten auch Hauswurf-Sendungen mit gefälschtem Boehringer-Briefkopf. Darin wurden die Leute aufgefordert, ihre Haustiere für Versuchszwecke zur Verfügung zu stellen. LUKAS SANDER