„Am Ende ist alles anders“

LESUNG Kerstin Herrnkind, Ex-taz-Redakteurin, liest aus dem Bremen-Krimi „Tod eines Mathematikers“

■ 48, war unter ihrem Geburtsnamen „Schneider“ Redakteurin der taz in Bremen, arbeitet beim Stern und schreibt in ihrer Freizeit Bücher.

taz: Kerstin, was hast du gegen Mathematiker?

Kerstin Herrnkind: Nichts. Die peinvollsten Stunden meines Lebens habe ich zwar im Mathe-Unterricht verbracht, deshalb könnte man das Buch als späte Rache interpretieren. Aber in Wirklichkeit bin ich neidisch. Die können etwas, was ich nicht kann.

Der Krimi spielt in Bremen?

Ja. Es geht um einen Serienmörder. Im Abstand von fünf Jahren verschwinden in Bremen Frauen. Und die fünf Jahre sind gerade wieder um, als ein Schädel am Weserstrand gefunden wird – die Studentin des Mathematikers. In Bremen gibt es tatsächlich eine Serie verschwundener Frauen, das hat mich inspiriert. Aber die Handlung ist fiktiv. Und man braucht keine Mathekenntnisse, um das Buch zu verstehen.

Es geht um Bremer Verhältnisse? Man trinkt Beck’s?

Ja, wir haben ein paar Seitenhiebe auf die Bremer Justiz, Polizei und die Politik im Krimi versteckt. Da ist die Rede von einem Richter, auf dessen Dienstrechner problematische Bilder gefunden wurden ...

Pornobilder?

Na ja, Mädchen-Bilder. Und es gibt den Politiker, der aufgefallen ist wegen Körperverletzung, aber Kinder schon ab 12 Jahren bestrafen will.

Da fällt mir ein CDU-Mann ein.

So? Interessant. Dann gibt es mehrere von der Sorte in Bremen.

Es gibt auch einen Bremer Staatsanwalt, der keine Referendarinnen mehr bekommt, weil er seine Finger nicht bei sich behalten konnte.

Schade, dass ich das nicht gewusst habe. Bei mir gibt es einen Kripobeamten, der den Hinweis auf einen geplanten Mord einfach abheftet.

Der Titel verrät leider, wie es ausgeht – der Mathematiker ist tot.

Ja, aber es gibt noch mehr Tote. Keine Sorge. Und am Ende ist alles anders als man denkt. Die Mathematiker kommen übrigens viel besser weg, als ich es eigentlich vorhatte. Die haben mich beim Schreiben überrumpelt. Sind halt doch besser als ich.INTERVIEW: KAWE

Lesung von Kerstin Herrnkind und Walter K. Ludwig: 18.45 Uhr, Uni-Bremen, in der Rotunde im „Cartesium“, Enrique-Schmidt-Straße 5. Es gibt Freibier, weil die Romanfiguren immer zu Bier einer speziellen Bremer Marke greifen