Girls’ and Boys’ Day
: Ein Tag im April

Seit fünf Jahren sollen Mädchen einen Tag die Luft in Männerberufen schnuppern. Gestern durften erstmals auch Bremer Jungen ihren Horizont erweitern – sie hatten die Wahl zwischen Schule und Ein-Tag-Praktikum in einem Frauenberuf.

Kommentar vonJessica Riccò

Das ist nicht verkehrt, verkennt aber, dass es einen Grund gibt, warum es so wenig Erzieher und Entbindungshelfer gibt: Sie stehen in der Job-Hierarchie ganz unten. Deshalb ist es kein Wunder, wenn nur wenige Jungen tatsächlich im Kindergarten hospitieren – sie wollen sich vor ihrer Klasse keine Blöße geben.

Ein einzelner Donnerstag im April ist eindeutig zu kurz, um Teenagern in Sachen Gleichberechtigung auf die Sprünge zu helfen. Um die eigentliche Absicht des Aktionstags nicht aus den Augen zu verlieren, wäre vor allem eine ausreichende Vorbereitung in den Schulen nötig. Wer nicht weiß, worum es beim Boys’ Day geht, hält ihn einfach für eine Möglichkeit, der Schule zu entrinnen.

Darüber hinaus könnten Vorbilder dazu beitragen, Vorurteile abzubauen. Warum nicht regelmäßig Pilotinnen, Automechanikerinnen, Kosmetiker und Krankenpfleger in die Schule einladen? Oder man setzt darauf, dass immerhin ein Teil der jungen Männer im Zivildienst seine fürsorgliche Seite erkennt.