Steine nach Demo

BRASILIEN Seit Wochen streiken in mehreren Städten die Lehrer für mehr Bildungsinvestitionen

RIO DE JANEIRO epd/taz | Am „Tag des Lehrers“ in Brasilien haben sich landesweit Zehntausende Menschen an Demonstrationen beteiligt. Der größte Protestzug fand am Mittwoch in Rio de Janeiro statt, wo die Lehrer der öffentlichen Schulen seit mehr als zwei Monaten für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen streiken. Auch in zahlreichen weiteren Städten gab es Demonstrationen.

In Rio gingen wie schon vergangene Woche über 10.000 Menschen auf die Straße. Kurz nach Abschluss der Lehrer-Demonstration lieferten sich vermummte Demonstranten Straßenschlachten mit der Polizei. Auch in São Paulo kam es zu Auseinandersetzungen nach dem Protestzug. Laut Polizeiangaben wurden in beiden Städten über 120 Menschen festgenommen.

Der Lehrerstreik in Rio de Janeiro richtet sich gegen einen Beschluss der Stadtregierung, der Lohnerhöhungen nur für Vollzeit-Lehrkräfte vorsieht. Zudem fordern die Lehrer mehr Investitionen in den Bildungsbereich. Die Regierungsentscheidung, den streikenden Lehrern kein Gehalt mehr zu zahlen, wurde von einem Gericht für ungültig erklärt. Zudem wies es Regierung und Gewerkschaft an, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Auch in den Bundesstaaten Goiás und Mato Grosso befinden sich Lehrer seit Wochen im Ausstand.

Bereits im Juni waren Hunderttausende Brasilianer im ganzen Land für bessere öffentliche Dienstleistungen und gegen Korruption auf die Straße gegangen. Ausgehend von zunächst kleinen Demonstrationen Jugendlicher gegen Preiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr waren die Proteste rasch angewachsen. Der brutale Einsatz der Militärpolizei gegen friedliche Demonstranten empörte damals viele Menschen zusätzlich, so dass die Demonstrationen schnell noch größer wurden. Die Regierung der Präsidenten Dilma Rousseff, die zunächst genau wie ihre Partei, die linke Arbeiterpartei PT, von den Protesten überrascht war, versuchte schnell, die Lage durch einen verständnisvollen Diskurs zu entspannen.