Der Katholik

Darf man Kunst beschränken? Wenn ich bedenke, dass Kunst unter anderem das menschliche Suchen und Sehnen zum Ausdruck bringen kann, ja der Versuch ist, seiner Vorstellung vom „Diesseits“ und „Jenseits“ eine Form zu geben, dann hat sie sehr viel mit dem Glauben zu tun. Ja, sie kann sogar ein Akt des Glaubens sein. Solange sie einem Suchen nach Wahrheit und Sinn entspringt, lässt sie sich nicht beschränken. Wenn sie aber versucht, andere Vorstellungen der Wahrheit zu verunglimpfen oder zu verspotten, dann beschränkt sie sich selbst. Wie zum Beispiel die „Mohammed-Karikaturen“, die die religiösen Gefühle vieler Muslime beleidigt haben.Gibt es nur eine Wahrheit?Für einen gläubigen Moslem, Buddhisten, Juden oder Christen gibt es sicherlich unterschiedliche Vorstellungen von der Wahrheit. Wer oder was ist Gott? Wie kann menschliches Leben gelingen? Was kommt nach dem Tod? Das sind Fragen, die Menschen verschiedener Religionen sicher alle anders beantworten. Als katholischer Christ hilft mir ein Bild: Die Wahrheit ist ein Mosaik, das aus unzählig vielen einzelnen Steinchen zusammengesetzt ist. Jede Religion, jede Vorstellung von dieser Wahrheit sind Teile dieses Mosaiks. Als Christ bin ich davon überzeugt, dass im christlichen Welt- und Gottesbild sich der größte Teil dieses Mosaiks widerspiegelt. Jesus Christus hat uns in seinem Leben gezeigt, wie menschliches Leben gelingen kann. Er hat sein Leben so überzeugend gelebt, dass ich ihm auch das glaube, was er über Gott und „das Jenseits“ gesagt hat. Warum ist das Paradies nicht auf der Erde? Tief in seinem Innern will doch jeder Mensch geliebt werden. Das Paradies ist vielleicht die vollkommene Erfüllung dieses Strebens. Jedoch erfährt jeder Mensch in seinem Leben kleineres und größeres Leid. Wozu? Ohne die Erfahrung von Leid können auch Glück und Liebe in ihrer ganzen Bedeutung nicht wirklich erfahren werden. In der gesamten Schöpfung scheint das Prinzip des Ausgleichs, der „Waage“ vorzuherrschen. Gut-Böse, Glück-Leid, Hass-Liebe. Wenn ich meinen Glauben an ein Ewiges Leben als ein großes Festmahl darstelle, so erhaschen wir hier in unserem „irdischen“ Leben mit allen Glückserfahrungen nur einen Zipfel vom Tischtuch dieses Festmahles.