Don Quijote am Südkreuz

LITERATUR Margarita Rubys Buchladen ist zu einem Zentrum spanischsprachiger Literatur und Kultur geworden

Margarita Ruby steht vor ihren von der Herbstsonne angestrahlten Regalen und begrüßt einen chilenischen Autor, der auf einen Kaffee vorbeikommt. Anschließend berät sie ein deutsches Pärchen auf der Suche nach einem Geschenk. Rubys Buchhandlung „La Rayuela“ am Südkreuz ist mittlerweile zu einem Zentrum spanischsprachiger Literatur und Kultur geworden. In dem Laden mit integriertem Café und angehängter Sprachschule wird es regelmäßig voll, etwa bei spanisch-deutschen Lesungen.

Ruby ist zur Hälfte Spanierin, sie wuchs in Augsburg auf und studierte Romanistik. Ihren Abschluss machte sie in Berlin, anschließend arbeitete sie zunächst im Instituto Cervantes. „Da sprachen mich die Leute immer wieder an, wo man denn in Berlin spanische Bücher kaufen könne – aber zu dieser Zeit gab es keine Möglichkeit.“ Irgendwann fasste sie den Entschluss, sich selbstständig zu machen und diese Lücke zu füllen. Denn Bücher hatten sie schon als Kind gefesselt. Stapelweise trug sie sie aus der Stadtbibliothek nach Hause.

Einige Male zog sie mit ihrer kleinen Buchhandlung innerhalb Berlins um: Sie konnte sich meist nur abseitige Hinterhofräume leisten, zuletzt einen in Steglitz mit vergitterten Fenstern. Geöffnet war nur vormittags, Kunden mussten klingeln. Aber die meisten dachten, der Laden sei geschlossen. „Das Geschäft war immer mehr oder weniger ein Nullsummenspiel“, berichtet Ruby – bis die Spanier in großer Zahl nach Berlin kamen. Knapp 10.000 leben mittlerweile in der Stadt.

Bücher und Rosen

Außerdem beschloss Ruby, sich mit Bekannten zusammenzutun und die Dreierkonstellation aus Buchhandlung, Café und Sprachschule zu gründen. Am diesjährigen Weltbuchtag feierten sie Eröffnung. „In Spanien ist der 23. April der wichtigste Tag des Jahres für die Buchhändler“, sagt Ruby, „alle schenken sich gegenseitig Bücher und Rosen. Die haben wir hier auch verteilt.“

Seit jenem Tag kommen einmal pro Woche drei Kisten mit 80 Büchern aus Spanien an. Hauptsächlich zeitgenössische Literatur, aber auch Klassiker wie „Don Quijote“ sind dabei. Die Berliner, die diese Schätze nach Hause tragen, sind laut Ruby zur Hälfte hier lebende Muttersprachler, zur anderen Hälfte interessierte Deutsche. Für Letztere bemüht sich die Buchhändlerin, Lesungen mit Übersetzung anzubieten. „Mir ist die Brückenfunktion dieses Ladens wichtig“, sagt sie, „damit es hier keine spanische Enklave gibt, sondern die Möglichkeit zum Austausch.“ Das funktioniert schon ganz gut. Zum spanisch-deutschen Stammtisch jeden Mittwoch kommen auch einfach neugierige Nachbarn.

■ La Rayuela, Südstern 2, Kreuzberg. http://la-rayuela.typepad.com