Imagegewinn für Konzerne

Für Unternehmen zahlen sich Sozialstandards aus. Aber wie sollen die aussehen?

BERLIN taz ■ Dass Unternehmen auch eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft haben, steht nicht infrage – schon aus eigenem Interesse. Aufgeklärte und zunehmend vernetzte Käufer bestrafen soziale oder ökologische Grausamkeiten immer öfter und schneller. So gewinnt das Konzept der „Corporate Social Responsibility“ (CSR) an Bedeutung. Für die besten Beispiele hat das Forum Zukunftsökonomie, ein Zusammenschluss von sechs Zeitungen und Magazinen, einen „Preis der Arbeit“ ausgeschrieben. Wie die Umsetzung von CSR aussehen kann, diskutierten Unternehmer und Politiker gestern auf einem Podium in Berlin.

Die „Öffnung der Gesellschaft“ habe CSR unumgänglich gemacht, sagte Jürgen Hogrefe vom Energieversorger EnBW. Transparenz sei heute ein entscheidendes Qualitätsmerkmal für Unternehmen. Image und Glaubwürdigkeit wirkten sich direkt auf die Profite aus. Gerade deswegen befürchtet Reiner Hoffmann vom Europäischen Gewerkschaftsbund, dass es sich bei vielen CSR-Maßnahmen um reine PR-Kampagnen handelt. Es spreche für eine „doppelte Moral“, wenn etwa eine deutsche Supermarktkette fair gehandelten Kaffee ins Sortiment nimmt, zugleich aber wegen der schlechten Behandlung der eigenen Mitarbeiter in den Schlagzeilen steht. Hoffmann forderte einen „verbindlichen Rahmen, einschließlich klarer Sanktionen bei Verstößen gegen CSR“.

Auch Ottmar Schreiner, SPD-Experte für Arbeitnehmerfragen (MdB), hält die Freiwilligkeit für ein Problem: „Was von Unternehmen selbst als sozialverantwortlich dargestellt wird, ist oft nur die gesetzliche Pflichterfüllung oder eine verdeckte Werbekampagne.“ Zur CSR gehöre beispielsweise auch, den Angestellten und ihren Familien die nötige Sicherheit für die Lebensplanung zu bieten. Kurzzeitverträge etwa seien dabei wenig hilfreich.

Zu wenig beachtet würde auch die Gleichstellung von Frauen meint Bettina Schleicher, Anwältin und Präsidentin des Frauen-Netzwerks „Business and Professional Woman“. Sie schlug vor, dass auf jedem Produkt neben Inhaltsstoffen und Umweltverträglichkeit zukünftig auch die Frauenquote im Betrieb des Herstellers verzeichnet werden soll.

Vertreter der Nichtregierungsorganisationen Germanwatch und Weed verwiesen auf die globale Ebene: Wer sich in Deutschland seiner sozialen Verantwortung rühmt, müsse sicherstellen, dass bei vorgelagerten Produktionsprozessen in Entwicklungsländern die gleichen Regeln befolgt werden.

BENJAMIN WÜNSCH