leserinnenbriefe
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Ein Beispiel für andere

■ betr.: „Heftige Kritik an ‚Blockierse‘-Thierse“, taz vom 4. 5. 10

Sehr geehrter Herr Thierse, Sie haben an der Sitzblockade gegen das braune Pack teilgenommen! Sie haben Ihr demokratisches Verständnis gezeigt. Das sollte ein Beispiel für andere gewählte politische Vertreter/innen sein! Wie lautete es doch auf manch einer Anti-Nazi-Demo „Deutsche Polizisten schützen die Faschisten.“ Ist es in diesem Lande wieder so weit? Herr Thierse, ich danke Ihnen für Ihr Engagement. HANS-J. HEIDENREICH, Delingsdorf

Flagge gezeigt

■ betr.: „Heftige Kritik an ‚Blockierse‘-Thierse“, taz vom 4. 5. 10

Thierses Sitzblockade am 1. Mai ruft nun einige „Superdemokraten“ auf den Plan, die sogar den Rücktritt des Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages, Wolfgang Thierse, fordern. Da schließe ich mich lieber der Meinung des Zentralrats der Juden in Deutschland an, der diese Demonstration in sitzender Position ausdrücklich begrüßt hat. Wolfgang Thierse sollte uns allen ein Vorbild in Zivilcourage sein, der eine andere Behandlung verdient hat. Der Hinweis einiger Politikerkollegen auf einen Gesetzesverstoß, sogar aus den eigenen Reihen der SPD, ist in Wirklichkeit nur ein Feigenblatt, hinter dem man seine eigene Feigheit zu solchem Handeln gegen den braunen Sumpf kaschieren will! THOMAS HENSCHKE, Berlin

Beispielhafte Parlamentarier

■ betr.: „Heftige Kritik an ‚Blockierse‘-Thierse“, taz vom 4. 5. 10

Ist unser Land immer noch von Rassismus und Fremdenhass geprägt, sodass Nazis aufmarschieren können, ohne dass man sich dagegen wehren und verteidigen kann. Sollten nicht vielmehr die Kritiker zurücktreten und sich fragen, warum sie selbst nicht an einer solchen Demonstration teilnehmen. Sind es friedliche Demonstranten, die Sitzblockaden veranstalten, oder pöbelnde Neonazis, die Ausländer und Andersdenkende durch die Straßen hetzen und ins Krankenhaus prügeln, die unsere Verfassung und unsere demokratische Ordnung gefährden. Sollten nicht mehr Bürger, ob Abgeordneter, Minister oder Manager, sich um die Freiheit sorgen und diese verteidigen? Ich wünsche mir mehr solcher Demokraten, die den marschierenden braunen Mob durch friedliche Blockaden aufhalten, denn um die Demokratie zu schützen gibt es den zivilen Ungehorsam. CHRISTOPHER JAKOBY, Dresden

Zivilcourage bewiesen

■ betr.: „Heftige Kritik an ‚Blockierse‘-Thierse“, taz vom 4. 5. 10

Die Gewerkschaft der Polizei ebenso wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière tun gut daran, ihre Aussagen noch einmal zu überdenken. Schließlich schreibt das Grundgesetz, dass jedem Bürger zur Verteidigung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung als Ultima Ratio das Widerstandsrecht zusteht. Und genau jene Zivilcourage wurde in Berlin im Kleinen bewiesen bei der Sitzblockade gegenüber der NPD, die die gegenwärtige Gesellschaftsordnung lieber heute als morgen abschaffen würde. Wer sich gegen das Verhalten des Bundestagsvizepräsidenten stellt, sollte einmal darüber nachdenken, woran die Weimarer Republik gescheitert ist. Nämlich an zu wenigen Menschen, die sich den rechten Kräften so vorbildhaft entgegengestellt bzw. -gesetzt haben! RASMUS PH. HELT, Hamburg

Ein starkes Stück der Politik

■ betr.: „Heftige Kritik an ‚Blockierse‘-Thierse“, taz vom 4. 5. 10

Meine Hochachtung vor Herrn Thierse, der sich zu seiner politischen Überzeugung bekennt und uns ein Beispiel gibt. Unverständnis für Politiker, die diese Meinungsäußerung verurteilen. Das sind die Figuren, die Staatsverdrossenheit erzeugen, indem sie über Wähleräußerungen hinweggehen. Es ist schon ein starkes Stück der Politik, gewaltige Demonstrationen zu ignorieren.

HANS DIETER SCHMIDT, Glinde

NPD verbieten wäre sinnvoller

■ betr.: „Heftige Kritik an ‚Blockierse‘-Thierse“, taz vom 4. 5. 10

Ich finde es nicht richtig, dass ein führender Politiker wie Wolfgang Thierse zu nicht legalen Maßnahmen greift, um eine genehmigte Demonstration zu verhindern. Auf mich wirkt dieses Vorgehen so, als ob er den Möglichkeiten, die unsere Verfassung bietet, nicht mehr vertrauen würde. Ich verstehe nicht, wieso die NPD nicht längst verboten wird, das wäre wesentlich sinnvoller, als ein bestehendes Recht (eine genehmigte Demo durchzuführen) jemandem abzusprechen. SABINE NOWAK