Die zwei Thomas M.

Verdächtiger im Potsdamer Fall ist laut Medienberichten nicht „Hitler“. Antifa: Er ist trotzdem aus der rechten Szene

BERLIN taz ■ Auf der Suche nach Motiven für den Übergriff auf den Deutschäthiopier Ermyas M. in Potsdam ergeben sich im Fall des Tatverdächtigen Thomas M. Verwirrungen. Nach Medienberichten ist der inhaftierte Thomas M. mit einem anderen Mann gleichen Namens verwechselt worden.

Jener Thomas M., der auf freiem Fuß ist, soll zur rechten Szene gehören und wegen seines Oberlippenbärtchens den Spitznamen „Hitler“ tragen. Der Mann im Gefängnis dagegen sei, so die Süddeutsche Zeitung, „jemand vollkommen anderer“. Es gebe einen zweiten Thomas M., der dem Verdächtigen ähnlich sehe.

Eine solche Verwechslung ist möglich. Aber: Dass der inhaftierte Thomas M. nicht jener „Hitler“ ist, schließt andererseits nicht aus, dass er Kontakte zur rechtsradikalen Szene hatte. Der Potsdamer Arbeitskreis Antifa bleibt bei dem, was er Anfang der Woche erklärte: „Wir haben keine Zweifel, dass der inhaftierte Thomas M. der Thomas M. ist, den wir als Zuschauer im Neonazi-Pulk aus Potsdamer Gerichtsverhandlungen kennen“, sagte Paula von der Antifa, die ihren vollen Namen nicht nennen wollte, der taz.

Mitglieder der linken Szene hätten den Verhafteten auf den Bildern – wie er mit Augenbinde aus einem Hubschrauber geführt wurde – wiedererkannt. Die Antifa hätte niemals behauptet, dass dieser M. den Spitznamen „Hitler“ habe. „Uns ist in der rechten Szene Potsdams niemand mit einem Hitlerbart bekannt“, sagte Paula.

Die Verbindung des Inhaftierten zu einem Mann mit dem makaberen Spitznamen hatte zuerst der Spiegel hergestellt – eine Behauptung, die von anderen Medien, inklusive der taz, übernommen wurde. Unabhängig davon, ob es sich um eine Verwechslung handelt: Sowohl der Tagesspiegel als auch der Stern hatten in dieser Woche aus Ermittlerkreisen erfahren, dass der inhaftierte Thomas M. tatsächlich Kontakte zum rechtsradikalen Milieu hatte. Der Brandenburger Verfassungsschutz äußert sich dazu nicht.

Auch das Berliner Antifaschistische Pressearchiv (Apabiz) war sich sicher, dass Thomas M. „seit mehreren Jahren zur rechtsextremistischen Szene in Potsdam“ gehöre. Der Verdächtige sei ein Freund des Potsdamer Neonazis Markus Sch. Dieser Verbindung soll wiederum das Innenministerium laut Märkischer Allgemeiner Zeitung widersprochen haben – Sch.s Freund sei jener „Hitler“ gewesen. Der Inhaftierte M. jedenfalls leugnet jede Tatbeteiligung. SASCHA TEGTMEIER