Der Weg bleibt weit

NORDDERBY Holstein Kiel und der VfL Osnabrück trennen sich in der Dritten Fußball-Liga mit 1:1

„Die meisten Spieler kannten die Dritte Liga nur aus der Sportschau“

Andreas Bornemann

Unterschiedlicher hätten die Voraussetzungen vor der Saison kaum sein können: Nur städtische Bürgschaften retteten den VfL Osnabrück vor der Zahlungsunfähigkeit und damit vor dem Abstieg aus der Dritten Fußball-Liga – ein rigider Sparkurs und die Verpflichtung von 19 neuen Spielern waren die Folge. Aufsteiger Holstein Kiel dagegen versucht mit einem weitgehend unveränderten Kader den Klassenerhalt. Am Samstag trafen die beiden Traditionsklubs an der Förde aufeinander. Erstmals übertrug das NDR-Fernsehen ein Punktspiel des Deutschen Meisters von 1912 live.

Heimspiele sind nicht die Stärke der Kieler, drei Partien hatte die Mannschaft von Trainer Karsten Neitzel zuletzt hier verloren. Vielleicht war es auch die Anspannung der insgesamt 6.037 Zuschauer – etwa 500 aus Osnabrück –, unter der Wolfgang Kubicki zu leiden hatte. Vom Stadionsprecher York Lange begrüßt, musste das FDP-Präsidiumsmitglied Pfiffe über sich ergehen lassen.

Der Druck insgesamt ist aber für die Niedersachsen höher. Nach der Auslagerung der Profiabteilung im Mai und der Hilfe der Stadt ist der Aufstieg in die Zweite Liga eigentlich Pflicht, denn dort wartet das Geld des größeren Fußballs. In Kiel bestätigte der Tabellenvierte zunächst höhere Ansprüche und ging durch Pascal Testroet in der sechsten Minute in Führung. Nach rund 20 Minuten schlichen sich bei Osnabrück aber Fehler ein, die die Hausherren zurück ins Spiel und zum Ausgleich brachten: Zehn Minuten vor der Pause traf Kiels Mittelfeldspieler Patrick Breitkreuz zum Ausgleich. Aufgelegt hatte der ehemalige VfLer Marc Heider per Hacke.

Osnabrücks Kapitän Adriano Grimaldi hatte schließlich reichlich Pech: Vor der Pause vergab der Stürmer zweimal in aussichtsreicher Position die Führung. Kurz vor Ende der Partie versagte ihm Schiedsrichter Marco Fritz dann auch noch einen Strafstoß, als die Kieler Hauke Wahl und Fabian Wetter ungeschickt gegen den großgewachsenen Angreifer zur Sache gingen.

„Um oben dran zu bleiben, ist das vermutlich zu wenig“, bilanzierte Grimaldi das 1:1-Unentschieden, wollte aber gleichwohl von besonderem Druck für Mannschaft und Trainer Maik Walpurgis nichts wissen: „Der Verein geht ehrlich mit uns um und wird sich äußern, sollte sich an den Voraussetzungen etwas ändern. Dies ist ein Übergangsjahr.“

Auch bei den Kielern dämpfte der Sportliche Leiter Andreas Bornemann die Erwartungen: „Wir sind Aufsteiger. Die Zuschauer und auch die meisten Spieler kannten die Dritte Liga nur aus der Sportschau und dem Kicker.“

Bei Kiels Kapitän Rafael Kazior überwog nach dem Nordderby zunächst der Ärger, dem eigenen Publikum keinen Sieg beschert zu haben. „Vor allem in den 20 Minuten nach der Pause war mehr möglich. Insgesamt aber wollen wir Spaß haben und Punkte sammeln.“ Angst vor der Abstiegszone war bei Kazior nicht auszumachen.

Freude über das Remis war auf beiden Seiten nicht zu spüren – dafür bringt die Punkteteilung beiden Kontrahenten auf dem Weg zum jeweiligen Saisonziel zu wenig. Osnabrück verharrt in der Tabelle auf Platz vier. Und Kiel ist zwölfter.  DIRK SCHNEIDER