Neue Mitglieder in der Islamkonferenz

MUSLIME Innenminister beruft zwei neue Verbände. Zentralrat knüpft Teilnahme an neue Forderungen

Auch über Islamo- phobie darf künftig diskutiert werden

BERLIN taz | Innenminister Thomas de Maizière (CDU) will zwei neue muslimische Verbände in die Islamkonferenz berufen. Einer davon ist die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland. Sie gehört interessanterweise genau dem Dachverband an, den de Maizière jüngst von der Islamkonferenz ausgeschlossen hat: dem Islamrat. Die Auswahl sei ein Versuch, die Vielfalt der Muslime in Deutschland auch jenseits der Türken zu berücksichtigen, sagte de Maizière. Als zweites neues Mitglied werde noch ein geeigneter arabischer Moscheeverein gesucht.

Mit der Aufnahme der neuen Verbände regierte der Innenminister auf die massive Kritik vor allem aus den muslimischen Verbänden an seinem ursprünglichen Konzept. Diese hatte sich an der Suspendierung des Islamrats entzündet, die de Maizière mit staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen führende Repräsentanten des dominanten Mitgliedsverbands Milli Görüs begründet hatte. Doch die Kritik der Verbände geht weit darüber hinaus: Sie fühlen sich in der Islamkonferenz nicht ausreichend vertreten, auch mit der Themenauswahl waren sie unzufrieden.

Auch darauf reagierte nun der Innenminister: In einem der drei Themenfelder, die de Maizière bearbeiten will, soll es nicht nur um die Abgrenzung von Islam und Islamismus, sondern auch um „gesellschaftliche Polarisierung“ gehen, wie es offiziell heißt. Gemeint ist das Thema Islamophobie, das die Verbände unbedingt diskutieren wollen.

Während die meisten Verbände inzwischen ihre Teilnahme an der Islamkonferenz zugesagt haben, lässt der Zentralrat der Muslime diese weiter offen – und knüpft sie an neue Forderungen. Eine davon: ein Forum in der Islamkonferenz, in dem nur Vertreter des Staates und der muslimischen Verbände zusammenkommen, um beispielsweise über die Einführung des islamischen Religionsunterrichts zu beraten. Das geht aus einem Brief des Zentralratschefs Ayyub A. Köhler an den Innenminister hervor, der der taz vorliegt. In der kommenden Woche wird es deshalb nach Angaben des Zentralrats noch einmal ein Gespräch im Innenministerium geben. Danach will der Verband über seine Teilnahme entscheiden. Die neue Islamkonferenz kommt am 17. Mai erstmals zusammen.SABINE AM ORDE