Der Geleakte

Daniel Brunkhorst gibt sich reuig. „Richtig Mist“ habe er am Wochenende beim SPD-Parteikonvent in Berlin gebaut, sagt Hannovers Juso-Bezirksvorsitzender. Aus der vertraulichen Parteisitzung zur Frage, ob man mit der CDU über eine Koalition im Bund verhandeln soll, informierte er auf der Internet-Plattform Tumblr.com. Einen „überschaubaren Kreis“ aus 20 bis 30 Leuten, wie er dachte.

Das Passwort zu Brunkhorsts Tumblr-Blog aber veröffentlichte ein Nachwuchs-Juso auf Twitter – alle Welt konnte mitlesen. Inklusive der Bild, die ihn prompt zum „Internet-Depp“ kürte. Von „Schnittchen“ um 12.02 Uhr berichtete der 29-Jährige. Und dass SPD-Bundeschef Sigmar Gabriel die 200 Delegierten in Berlin ausdrücklich um den „Verzicht auf Twitter“ bat. Als er realisierte, wer alles mitlas, stellte Brunkhorst seinen Live-Ticker umgehend ein und entschuldigte sich.

Zurück in Hannover wurde er gestern dennoch von Niedersachsens SPD-Landeschef Stephan Weil und Generalsekretär Detlef Tank einbestellt. „Kein Rapport, sondern ein vertrauensvolles Gespräch unter Erwachsenen“ ist das Treffen laut Brunkhorst gewesen. Mit „politischem Liebesentzug“ rechnet er trotz seiner Entschuldigung. Allzu sehr schmerzt ihn das aber offenbar nicht: „Für einen 29-Jährigen bin ich in der SPD schon ganz gut unterwegs“, erklärt Brunkhorst. Seit 2010 ist der Rechtswissenschafts-Student Juso-Chef in Hannover, wo er auch im SPD-Bezirksvorstand sitzt. Im Landtag arbeitet er für den Abgeordneten Michael Höntsch. Als Delegierter ist er bei Parteitagen regelmäßig dabei. Ein weiteres Mandat strebt er nach eigenen Angaben derzeit ohnehin nicht an.

Aus dem Internet will er sich unterdessen bis auf Weiteres zurückziehen. Seit Tagen ist er auf Facebook und Twitter quasi verstummt. „Ich gönne mir ein Web- 2.0-Sabbatical“, sagt Brunkhorst selbst. Zuspruch kriegt er dort dennoch. „Der Parteikonvent ist nicht Guantanamo“ heißt es etwa in den Kommentaren auf seiner Facebook-Seite.  THA