Tollkühne Musiker in ihren rollenden Kisten

MUSIKFILM Wie die Straßenmusiker von Staff Benda Bilili berühmt werden

Wenn am 12. Mai in Cannes das Filmfestival eröffnet, wird dort eine bemerkenswerte Dokumentation gezeigt: ein Porträt der obdachlosen und polioversehrten Musiker von Staff Benda Bilili, das die beiden Regisseure Renaud Barret und Florent de la Tullaye in den Straßen von Kinshasa gedreht haben. Dort, in der Nähe des Zoos, trifft sich die Band regelmäßig zu Spontansessions unter freiem Himmel.

In ihren selbst gebauten Rollstühlen wirken die Musiker auf den ersten Blick wie eine Truppe skurriler Biker, und wenn sie nicht gerade mit Straßenkindern musizieren, verkaufen sie vor den Clubs der Stadt billige Zigaretten und Schnaps.

Ihre Songs wurzeln tief in der kongolesischen Rumba, gelegentlich weht ein Echo des frühen James Brown oder des Buena Vista Social Clubs herüber. Auch ihre Instrumente sind zum großen Teil selbst gebaut – so, wie die aus einer Konservenbüchse gebastelte einsaitige Satongé-Gitarre, mit der der erst 18-jährige Roger Landu seine betagten Kollegen um den 56-jährigen Sänger Ricky Likabu begleitet.

„Staff benda bilili“ bedeutet auf Deutsch, dass es mehr gibt, „als für das bloße Auge sichtbar ist“. Das scheinen auch andere so zu sehen: Als im vergangenen Jahr ihr Weltdebüt „Très, très fort“ erschien, standen Arte, 3sat und die ARD-Tagesthemen Kopf.

Auch westliche Musikerkollegen waren begeistert: Ex-Blur-Sänger Damon Albarn und Massive Attack gingen bei ihrem Halt im Kongo mit ihrer Africa Express-Karawane mit Staff Benda Bilili auf die Bühne. Diesen Sommer kommen die tollkühnen Musiker in ihren rollenden Kisten nach Deutschland. Im Herbst folgt ihnen der Film.

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