„Eine Chance geben“

NAHOST Interview mit Saeb Erikat, palästinensischer Verhandlungschef bei den Friedensgesprächen

■ Politologe und Journalist, Jahrgang 1955, ist Mitverfasser der Osloer Abkommen und bis heute Chef des PLO-Verhandlungsteams.

taz: Herr Erikat, Israel ist bereit zu indirekten Verhandlungen. Worauf warten die Palästinenser noch?

Saeb Erikat: Die PLO und der Fatah-Zentralrat müssen ihre Zustimmung geben, bevor die Verhandlungen aufgenommen werden können. Debatte und Entscheidung sind für Samstag geplant. [Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, alias] Abu Masen wird unmittelbar nach der PLO-Sitzung dem US-Sondergesandten George Mitchel unsere Antwort mitteilen.

Werden Sie sich vor den PLO-Mitgliedern für die Wiederaufnahme einsetzen?

Der Präsident und ich werden die Versammlung zunächst über unsere Beratungen mit den USA informieren. Was die Fatah und die PLO dann entscheiden, liegt nicht in unserer Hand.

Wie werden Sie abstimmen?

Ich glaube wirklich, dass wir US-Präsident Barack Obama und seinen Anstrengungen für einen Frieden im Nahen Osten eine Chance geben sollten.

Israels Premier Benjamin Netanjahu will zunächst über Sicherheit und Wasser verhandeln, die Palästinenser über Grenzverlauf und Jerusalem. Wie wird die Agenda festgelegt?

Die Agenda ist eine Sache von Absprachen, wobei schon jetzt feststeht, dass wir über alle End-Status-Fragen verhandeln werden. Dazu gehören Sicherheit und Wasser genauso wie der Grenzverlauf und Jerusalem. Netanjahu hat zugestimmt, alle Konfliktpunkte anzusprechen.

Die Verhandlungen sind auf vier Monate angesetzt. Was muss bis September erreicht sein, damit die Palästinenser einer Fortsetzung zustimmen?

Wenn es bis zum September keine Einigung über die Grenzen gibt, brauchen wir nicht weiterzuverhandeln.

Was muss passieren, damit die Palästinenser direkten Verhandlungen zustimmen?

Wir müssten eine Einigung über die Grenzen erreichen.

Angenommen, Israel und die PLO einigen sich auf einen Friedensvertrag, der Konflikt zwischen Fatah und Hamas im Gazastreifen bleibt aber ungelöst. Ist dann Frieden nur zwischen Westjordanland und Israel?

Der Gazastreifen ist integraler Teil vom Staat Palästina. Das Volk wird über den Friedensvertrag abstimmen. Die Hamas wird das nicht verhindern können.

INTERVIEW: SUSANNE KNAUL