Fette Finger drücken auf die Börsen

KURSRUTSCH Nach dem freien Fall des Dow Jones am Donnerstag gingen auch Nikkei und DAX zeitweise in die Knie. Japans Notenbank pumpt rund 17 Milliarden Euro in den Markt. US-Börsenaufsicht ermittelt

BERLIN taz/dpa/afp | Der kurzzeitige Crashkurs der Wall Street vom Donnerstagabend hat die Aktienmärkte auch am gestrigen Freitag gedrückt. In Tokio sackte der Nikkei-Index um 3,1 Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten, die japanische Notenbank pumpte in einer Hilfsaktion umgerechnet rund 17 Milliarden Euro in die Geldmärkte. In Frankfurt reagierte der Leitindex DAX zunächst mit einem Abschlag von mehr als 2 Prozent, bis zum Nachmittag reduzierte sich der Verlust aber auf nur noch knapp 1 Prozent. Warum sich der Dow-Jones-Index am Donnerstag für kurze Zeit im freien Fall befand,war auch am folgenden Tag nicht klar.

Die Börsenaufsicht SEC und die Terminbörsenaufsicht CFTC kündigten eine Untersuchung der „ungewöhnlichen Handelsaktivitäten“ ein. Der Index der New Yorker Börse war zeitweise um 9 Prozent eingebrochen, hatte mehr als 1.000 Punkte im Vergleich zum Vortagesschluss verloren und war unter 10.000 Punkte gefallen. Binnen Minuten erholte sich der Index jedoch wieder und schloss mit einem Minus von 3,3 Prozent. Händler vermutete als Ursache hinter dem ungewöhnlichen Auf und Ab einen Computerfehler oder einen sogenannten fat finger trade – also den Tippfehler eines Händlers.

An der New Yorker Börse hatten nach dem Kurssturz Gerüchte die Runde gemacht, dass ein Händler der Citigroup versehentlich 16 Milliarden Aktien des Konsumgüterkonzerns Procter & Gamble verkaufte anstatt 16 Millionen Aktien und so den zwischenzeitlichen Kurssturz auslöste. Die US-Terminbörse CME teilte jedoch mit, dass die Handlungsaktivitäten der Citigroup im Lichte der ungewöhnlichen Kursschwankungen nicht als „irregulär oder ungewöhnlich“ zu bewerten seien. Ein Sprecher der New Yorker Börse schloss auch einen Computerfehler als Grund für den Vorfall aus. Es habe weder eine Panne noch technische Probleme gegeben, sagte er.

Besonders betroffen waren unter anderem die Titel von Boston Beer mit einem Minus von zeitweilig 100 Prozent. Auch Aktien von Exelon, dem größten Betreiber von Atomkraftwerken in den USA, sanken um 99 Prozent. Procter & Gamble verloren 33,7 Prozent. STEP

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