Berber auf der Straße

Das 1. Düsseldorfer Berbersymposium wendet sich gegen die Verdrängung von Randgruppen aus der Innenstadt

DÜSSELDORF taz ■ Düsseldorfs Prachtstraße, die Königsallee, erlebt heute eine bemerkenswerte Premiere: Ausgerechnet hier auf der „Kö“, die als der teuerste, exklusivste und eleganteste Kilometer in Deutschland gilt, findet das „1. Düsseldorfer Berbersymposium“ statt. Organisatoren der öffentlichen „Fachtagung“ unter freiem Himmel sind der Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Fachhochschule Düsseldorf, die fiftyfifty-Straßenzeitung und die Altstadt-Armenküche.

Anlass der ungewöhnlichen Veranstaltung unter dem Motto „Wem gehört die Straße?“ ist die vor zehn Jahren in der Landeshauptstadt in Kraft getretene „Straßenordnung“, mit der Düsseldorf gegen „störendes Verhalten auf Straßen und in Anlagen“ vorgeht. Sie untersagt „aggressives Betteln“, „Lagern in Personengruppen“, „Störungen in Verbindung mit Alkoholgenuss“, „Verrichtung der Notdurft“, „Lärmen“ sowie das „Nächtigen, insbesondere auf Bänken und Stühlen sowie das Umstellen von Bänken und Stühlen zu diesem Zweck“. Vergleichbares gibt es auch in anderen Städten.

Die Düsseldorfer Straßensatzung, zu deren Überwachung die Stadt einen Ordnungsdienst einsetzt, verliert Ende des Jahres ihre Gültigkeit. Zur Zeit wird heftig über eine Verlängerung und auch eventuelle Verschärfungen gestritten. Kritiker werfen der Stadt vor, es ginge ihr nur darum, unerwünschte Randgruppen aus dem Stadtbild zu verbannen. Vor diesem Hintergrund sollen Wissenschaftler, Praktiker der Sozialen Arbeit, Politiker, Geschäftsleute sowie Betroffene eine kritische Bilanz ziehen. Die Organisatoren sehen ihr „Berbersymposium“ auch als eine Begleitung des zeitgleich in Düsseldorf stattfindenden 77. Deutschen Fürsorgetag. Dessen Motto: „Mut zur sozialen Verantwortung“. PASCAL BEUCKER