Hetzer gegen Muezzine

Die rechtsextreme Pro Köln sprengt Diskussion um den Bau einer Moschee in Köln. Vertreter der Kirchen werben für das Gotteshaus, die CDU hingegen bleibt stumm. Ihr Stadtverband ist zerstritten

AUS KÖLN FRANK ÜBERALL

Rechtsextreme nutzen die Diskussion um den Bau einer Moschee in Köln für ihre Zwecke. Auf einer Diskussionsveranstaltung der Kölner Bezirksvertretung am Dienstagabend traten Mitglieder der so genannten Bürgerbewegung Pro Köln auf. Das Stadtparlament hatte zu der Runde eingeladen, um über die Pläne der türkischen Religionsanstalt Ditib zu berichten. Seit Monaten wird in der Domstadt über den Bau des islamischen Gotteshauses diskutiert, auch die CDU ist in der Frage gepalten.

Entsprechend angespannt war die Stimmung im Saal. Schreihälse hatten sich strategisch im Publikum verteilt, um die Veranstaltung zu stören. Der Sprecher von Ditip, Mehmet Yildirim, warb hingegen um Verständnis: „Seit über 20 Jahren gibt es hier in Ehrenfeld eine Moschee“, sagte er. „Unser Gebäude ist alt, deshalb wollen wir neu bauen.“

Der Neubau solle nicht nur ein repräsentatives Gotteshaus werden, es seien auch Sozial- und Schulungsräume geplant. Die stünden auch Andersgläubigen offen, versprach Yildirim. Und räumte gleich zu Beginn mit einem Vorurteil auf: Der Ruf des Muezzin sei bisher nicht außerhalb des Geländes zu hören, und das werde auch so bleiben.

Die CDU hielt sich überraschend zurück. CDU-Ortsverbandsvorsitzender Jörg Uckermann hatte zwar im Vorfeld die Moschee-Pläne immer wieder kritisiert. Er ergriff am Dienstag jedoch nicht das Wort. Kaum überraschend waren die ständigen Zwischenrufe von Pro Köln. Gezielt stachelten sie einzelne Bürger an. Die Stimmung im Saal heizte sich immer weiter auf, bis sie in „Wir sind das Volk“-Sprechchören gipfelte. Als auf eine Frage erläutert wurde, dass es in Köln rund 100.000 Muslime gibt, skandierte ein Bürger: „Das sind 100.000 zu viel!“ Er durfte trotzdem im Saal bleiben.

Mit Unverständnis reagierten auf die Hetzparolen viele Besucher – auch die auf dem Podium sitzenden Vertreter der christlichen Kirchen. „Es ist ein ganz legitimes Anliegen, dass Menschen, da wo sie wohnen, auch einen repräsentativen Kirchenbau haben“, sagte Hannelore Bartscherer vom Kölner Katholikenausschuss. „Was können wir als Christinnen und Christen dagegen haben, dass Muslime in ihrer Moschee beten und ihren Glauben dokumentieren wollen?“

Offensichtlich haben die rechten Schreier etwas dagegen. Parkplatzprobleme, Gefahr der Islamisierung und Furcht vor muslimischen Fundamentalisten – all diese Stichworte wurden unmotiviert durch den Raum geschrien. Und immer wieder sah man Bürger aus Ehrenfeld bedächtig nicken. Sie wollen keine Moschee in ihrer Nachbarschaft, zumindest keine sichtbare. Selbst Teile der Kölner CDU haben sich bereits gegen die Baupläne ausgesprochen.

Ihre Ablehnung stieß bei den Christenvertretern nur auf Unverständnis. „Wenn wir in Frieden miteinander zusammen leben wollen, müssen wir konsequent auf Integration setzen“, appellierte Bartscherer an diesem Abend an alle anwesenden Demokraten. Gerade auch an die christlichen.