Streikgerüchte im Team von TeBe

FUSSBALL-REGIONALLIGA Der Club braucht sofort 200.000 Euro – sonst ist er insolvent. Die Stimmung ist mies

Sogar ihre Leasingautos mussten die Spieler beim Verein abliefern

In Charlottenburg bei Tennis Borussia herscht dieser Tage hektische Betriebsamkeit. Nicht in sportlicher Hinsicht: Die Männermannschaft in der Fußball-Regionalliga ergatterte im sächsischen Meuselwitz mit einem 2:2-Remis einen Auswärtspunkt. Vielmehr gehts ums nackte Überleben.

So hat die Faninitiative „We save TeBe“ in der Haeselerstraße, Nähe Kaiserdamm, ein Büro eröffnet, das als Anlaufstelle für potenzielle Geldgeber für den finanziell schwer in Schieflage gerateten früheren Bundesligisten fungieren soll. „Wir geben die Hoffnung nicht auf“, verkündete Fan-Vertreter Denis Roters.

Und in der TeBe-Geschäftsstelle im Mommsenstadion wartete der Vorstandsvorsitzende Mario Weinkauf sehnsüchtig auf eine Nachricht aus Hessen. Dort hatte er im März mit dem Geschäftsführer einer Firma für Lebensmitteltechnik einen Sponsorenvertrag abgeschlossen, der TeBe aus der wirtschaftlichen Bredouille befreien wollte. Doch Weinkaufs Geschäftspartner blieb die vertraglich zugesicherten 500.000 Euro bis zur Zahlungsfrist am 30. April schuldig. Wer den Unternehmer in Hessen nach der Causa TeBe befragen wollte, erhielt die Auskunft, der Herr sei krank, sein Handy habe er im Büro gelassen. Erst am (heutigen) Montag werde er im Betrieb zurückerwartet.

Auch Weinkauf wartet auf eine Erklärung des Unternehmers, ob das avisierte Geld noch überwiesen wird. „Ansonsten leite ich die Insolvenz ein“, so der Borussen-Chef. TeBe steht das Wasser bis zum Hals, vielleicht auch höher. 200.000 Euro benötigt der Club kurzfristig, um die laufenden Kosten für den Spielbetrieb zu begleichen. Die Regionalliga-Mannschaft wartet seit Monaten auf ihr Geld. Ein Mann, bei dem die Kicker ab und an Kaffee trinken und ihr Herz ausschütten, berichtet, dass einige Spieler verzweifelt seien, weil sie ihre Miete nicht mehr bezahlen könnten. „Bei einigen ist es richtig eng“, klagt auch Weinkauf.

Streikgerüchte zeugen von der miesen Stimmung im Team. Sogar ihre Leasingautos mussten die Spieler beim Verein abliefern, weil TeBe die Versicherung nicht mehr bezahlen konnte. Bei der Partie in Wolfsburg zahlte ein TeBe-Funktionär jedem Spieler, der sich zum Einsatz aufraffte, 500 Euro aus eigener Tasche.

Dabei schienen die „Veilchen“, wie man TeBe wegen der Vereinsfarbe lila auch nennt, im März zu neuer Pracht aufzublühen. Damals präsentierte der Club keinen Geringerern als Werner Lorant, den früheren Trainer von 1860 München und Fenerbahce Istanbul, als neuen Sportdirektor und Rettungsanker. Zumindest PR-technisch ein Coup.

„TeBe ist ein Traditionsverein, dem ich auf ehrenamtlicher Basis helfen möchte“, tönte „Werner beinhart“. Der Mann mit der Löwenmähne („Ich kenne viele Leute“) sollte der Schlüssel sein zu den Safes der Geschäftswelt, die daraufhin in TeBe investieren würde. Auch Weinkauf glaubte an Lorants Zauberkraft.

Der Gehuldigte dankte mit einer Floskel, die inzwischen hellhörig macht, weil sie am Hauptstadt-Wissen zweifeln lässt: „Berlin kann zwei oder sogar drei Bundesligisten vertragen.“ Wenige Tage später hörte sich Lorant schon anders an. „Ich flippe bald aus“, rief der Sportdirektor auf der Sponsorensuche aus Bayern ins Handy. Der Herr der Kontakte, der ein Heer von Investoren ins Mommsenstadion führen sollte, ist schon länger nicht mehr in Charlottenburg gesichtet worden, berichten Borussen.

Jetzt ruht die letzte Hoffnung auf dem Unternehmer aus Hessen. Falls kein Geld fließt, bleibt TeBe nur der Gang zum Amtsgericht. Es wäre der zweite Insolvenzantrag in diesem noch jungen Jahrtausend. Jürgen Schulz