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Zeitreise in graue Vorzeit

FLOP Das ZDF setzt „Inka!“ ab. Der Talk hätte gar nicht erst auf Sendung gehen dürfen

Selten dürften einem Format so wenige Tränen nachgeweint worden sein wie dem ZDF-Nachmittagstalk „Inka!“. Nur gut zwei Monate nach der ersten Sendung wird am 8. November auch schon die letzte ausgestrahlt. Mit zwischen 500.000 und 700.000 Zuschauern erfüllte die werktägliche Plauderrunde die Quotenerwartungen des ZDF nicht.

Es waren also nicht die bösen Kritiker, die Gastgeberin Inka Bause die verlässliche Einnahmequelle zerstörten, sondern die Zuschauer, die einfach nicht einsahen, warum sie eine Sendung gucken sollten, die bis zur Studiodeko fatal an Privatfernsehtalks der 90er erinnerte und – noch fataler – gar nicht mehr sein wollte als ein fader zweiter Aufguss einer vor Jahrzehnten erfolgreichen Formatidee. Das ist die zweite gute Nachricht am „Inka!“-Flop: Alles lässt sich das angeblich so kritiklos konsumierende Nachmittagspublikum dann doch noch nicht vorsetzen.

Was ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler bis zuletzt hartnäckig als „alternative Programmfarbe“ bezeichnete, die man „am Nachmittag anbieten“ wollte, war nicht mehr als ein Griff in die Mottenkiste des deutschen Fernsehens, dreist verbrämt als wagemutiges Experiment. Dass ausgerechnet unter Himmler, der das ZDF-Programm modernisieren soll, ein solch uninspirierter Schmarrn auf Sendung gehen konnte, schmälert die Hoffnungen in ihn dann doch ein wenig. Ein Format wie „Inka!“ steht für die Abwesenheit jeglichen programmmacherischen Ehrgeizes, für Bügel- und Affektfernsehen.

Aber die Zeitreise mit „Inka!“ führte noch weiter zurück: Als die Sexautorin Nina Engele in der Sendung vom Mittwoch das Wort „Fetischball“ in den Mund nahm, guckte Inka Bause, als hätte gerade jemand was richtig Unanständiges gesagt – im Fernsehen! Pfui Spinne! Diese geballte Biederkeit versetzte den Zuschauer geradewegs zurück in die frühen 60er. Da wollte er erst recht nicht hin. DAVID DENK

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