Hamburg auch ohne Plan erfolgreich

HÄUSLICHE GEWALT Hamburg lehnt einen eigenen Landesaktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen ab. In Niedersachsen wird solch ein Netzwerk dagegen schon seit Jahren erfolgreich praktiziert

Fast zehn Prozent aller Frauen erleben schwerwiegende Gewalt in ihrem Umfeld

Die Hamburger SPD-Bürgerschaftsfraktion kritisiert, dass der Sozialausschuss gegen einen Landesaktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen gestimmt hat. CDU und GAL hätten einen eigenständigen Aktionsplan abgelehnt, wie es ihn in vielen Bundesländern bereits gebe, sagt die gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD, Gabi Dobusch.

„Damit bestätigt sich zum wiederholten Male, dass Schwarz-Grün den besonderen Belangen von Frauen keine herausragende Bedeutung zumisst“, sagte Dobusch. Vor einem Jahr hatten SPD-Abgeordnete den Antrag gestellt, den bisherigen Aktionsplan „Opferschutz“ zu erneuern. Immerhin erleben fast zehn Prozent aller Frauen in Deutschland schwerwiegende Gewalt in ihrem nahen Umfeld.

Im Gegensatz zu Hamburg gibt es in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern seit 2001 solche Landesaktionspläne. Dadurch sollen Polizei, Sozialarbeiter und Gerichte besser zusammenarbeiten, heißt es im Aktionsplan des niedersächsischen Sozialministeriums. Das Ergebnis: Es werden immer mehr Fälle bekannt. Der Appell der Landesregierung an die Frauen, häusliche Gewalt nicht zu verstecken, scheint demnach anzukommen. Allein im Jahr 2007 verzeichnete die Polizeistatistik in Niedersachsen knapp 10.500 Fälle häuslicher Gewalt.

„Was die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen anbelangt, steht Hamburg im Ländervergleich sehr gut da“, sagt die Sprecherin der Hamburger Sozialbehörde, Julia Seifert, am Montag. Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, erhielten demnach bedarfsgerecht Schutz, Beratung und Begleitung.

Der Antrag der SPD würde „nichts Neues für Hamburg“ bringen, sagt die Behörden-Sprecherin. So koordiniere bereits das Referat Opferschutz behördenübergreifend die Maßnahmen im Bereich Erwachsenenopferschutz. Ziel sei es demnach immer, Frauen und Männern sowie ihren Kindern zu helfen.

UTA GENSICHEN