KOMMENTAR: UTA GENSICHEN ÜBER GEWALT GEGEN FRAUEN
: Vertrimmt wegen des Geschlechts

Häusliche Gewalt an Frauen ist beinahe so alltäglich, dass sie kaum registriert wird

Die Hamburger Sozialbehörde hat schon Recht, wenn sie sagt, dass Frauen Erwachsene sind. Und als solche sollen sie dann auch wie andere erwachsene Opfer von Gewalt behandelt werden, so die schwarz-grüne Logik. Leider ist dies Gleichstellung der schiefesten Art. Denn Frauen werden ja nicht zufällig besonders häufig verprügelt, sondern nur aus einem Grund – weil sie Frauen sind.

Fast zehn Prozent aller Frauen in Deutschland haben in ihrem nahen Umfeld schon einmal schwere Gewalt erfahren müssen. Das ist beinahe so alltäglich, dass es kaum registriert wird. Selbst in höheren Bildungsschichten kommt es zu Übergriffen, haben Studien ergeben. Häusliche Gewalt gegen Frauen ist also ein gesamtgesellschaftliches Problem.

Dies zu lösen, darf nicht die Aufgabe einzelner Beratungsstellen sein. Die Länder müssen dabei die Koordination übernehmen, damit Polizei, Justiz und Sozialarbeit eine gemeinsame Stoßrichtung verfolgen.

Da Hamburg gegen den Aktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen stimmt, verbaut sich die Stadt die Chance, noch gezielter zu helfen. Die gegenwärtige Gleichmacherei von männlichen und weiblichen Opfern ist unglaublich ignorant. Denn solange Frauen systematisch wegen ihres Geschlechts vertrimmt werden, sind sie eben nur rein zufällig auch erwachsene Opfer.