Nordsee morden
: Meeresschutz und Meeresschmutz

Niemand will die Nordsee morden, das ist durchaus glaubhaft. Niemand aber will dafür zahlen oder deshalb weniger verdienen. Das ist das Grauenhafte.

Kommentarvon Sven-Michael Veit

Seit etwa 20 Jahren sind die meisten Befunde über den dramatischen ökologischen Zustand dieses Meeres bekannt. Tatsächlich gebessert hat sich wenig. Lediglich die Giftmengen aus der DDR und Tschechien, welche die Elbe jahrzehntelang hinunter flossen, wurden deutlich reduziert. Das aber ist nur ein Teil des Problems gewesen, wenn auch kein unwesentlicher.

Die Öleinleitungen von Schiffen und Bohrinseln verpesten wie zuvor das labile Gewässer, die Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft haben kaum abgenommen, das industrielle Leerfischen ist nahezu unvermindert fortgesetzt worden.

Alle weisen Beschlüsse haben daran kaum etwas geändert, weil es an Kraft und Willen zur Durchsetzung mangelt. Die Reeder der Frachter und Tanker sind mächtige Gegenspieler, die Fischereiflotten ebenfalls, erst recht die um Container konkurrierenden Hafenstädte an der Nordsee.

Die zweite Nordseekonferenz in London eröffnete Prince Charles vor 19 Jahren mit den Worten: „Während wir auf die Diagnose des Doktors warten, liegt der Patient im Sterben.“ Er irrte. Diagnose und Therapie waren schon damals bekannt. Geholfen hat das dem Kranken nichts.