Todesanzeige für Kriegsverbrecher

NEONAZIS Mit einer Traueranzeige in einem Anzeigenblatt ehrten militante Rechtsextreme den verurteilten SS-Mörder Erich Priebke. Die Redaktion räumt eine Panne ein

Erich Priekbe, verurteilter SS-Kriegsverbrecher, am 11. Oktober in Rom im Hausarrest verstorben, ist in der rechtsextremen Szene längst zum Märtyrer geworden. 1998 hatte das Militär-Berufungsgericht in Rom den Ewiggestrigen, der 100 Jahre alt wurde, wegen eines Massakers an 335 Zivilisten 1944 in den Ardeatinischen Höhlen zu lebenslanger Haft verurteilt. Am Mittwoch ehrten militante Kameradschaften den Altnazi, der keine Reue zeigte, ganz öffentlich: mit einer Todesanzeige in der Kreiszeitung Wochenblatt Nordheide und Elbe Geest, Auflage: 98.500 Exemplare.

Zwischen weiteren Trauer- und Hochzeitsanzeigen stand: „Erich Priebke, * 29. Juli 1913 ✝ 11. Oktober 2013. In tiefer Trauer NW Tostedt – NW Unterelbe“. Als Leitspruch wählten die militanten Kameradschaften des „Nationalen Widerstands“ (NW) einen Satz des Schriftstellers Gorch Fock: „Die Toten sind nicht tot, sie gehen mit uns, unsichtbar sind sie nur, unhörbar ist ihr Schritt.“

Der Tod von Priebke hatte ein internationales Medienecho ausgelöst, es ging um seine letzte Ruhestätte – man sorgte sich, einen Wallfahrtsort für die Szene zu schaffen. Nicht ohne Grund, denn nach seinem Tod ließ Priebke einen Text und ein Video veröffentlichen, in dem der frühere SS-Hauptsturmführer die Ermordung der Juden in Gaskammern leugnet und die Tötung von Zivilisten rechtfertigt.

„Da ist was durchgerutscht“ hieß es am Freitag aus der Redaktion des Kreiszeitung Wochenblatt Nordheide und Elbe Geest. Spätestens bei den Unterzeichnern, sagt Anja Stoeck von der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“, hätte die Redaktion aufmerken müssen.

Am Samstag erklärte Chefredakteur Reinhard Schrader in einer Stellungnahme: „Keine Diskussion“, die Traueranzeige für den „Nazi-Verbrecher und Massenmörder“ hätte nicht erscheinen dürften. Ein junger Mann hätte die Anzeige in ihrer Geschäftsstelle aufgegeben. Im Stress der Produktion sei niemand „stutzig geworden“.

Eine Endkontrolle, die durch eine Technik-Umstellung vor Kurzem aufgehoben wurde, soll nun wieder eingeführt werden. ANDREAS SPEIT