droschke vs. dolmusch
: Überfremdungsängste bei der Kutscher-Innung

„Was wir da als Taxifahrt proklamieren, ist ja gar keine“

„Uns ist egal, ob sich das als künstlerische Performance darstellt“, wettert Bernd Dörendahl von der Berliner Taxi-Innung. Grund für seinen Ärger ist ein Kunstprojekt: der Kreuzberger Dolmusch X-press, der Passagiere von einer Performance zur anderen chauffiert – seit Dienstag und für zehn Tage. Auf zwei oder vier Rädern, per Pferdekutsche oder Boot macht das Sammeltaxi der Innung Konkurrenz – so sieht das zumindest Dörendahl.

Der Innungschef wittert ordnungswidrige Geschäftemacherei unter dem Deckmantel der Kunst. „In unseren Augen ist das illegal. Hier wird gewerbliche Personenbeförderung ohne Genehmigung betrieben“, schimpft er. Die Innung habe darum beim Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) Beschwerde eingelegt. „Wir haben die Nummern der Fahrzeuge notiert und sie an die Behörde weitergegeben“, erklärt Dörendahl. Die soll nun ermitteln, ob die Fahrer die Erlaubnis zur Fahrgastbeförderung besitzen.

Die hätten sie natürlich nicht, sagt Benjamin Foerster-Baldenius, einer der Initiatoren des Dolmusch X-press. „Was wir als Taxifahrt proklamieren, ist ja gar keine Taxifahrt. Unsere Autos sind lediglich der Shuttleservice von einer Performance zur anderen.“ Dafür sei keine Genehmigung für öffentlichen Personennahverkehr notwendig – nur die für die Nutzung öffentlichen Raums.

Die Fahrtüchtigkeit der verkehrenden Autos und ihrer Chauffeure haben die Künstler gewissenhaft geprüft. „Unsere Fahrer müssen den Führerschein seit mindestens zwei Jahren besitzen und unfallfrei gefahren sein“, erklärt Foerster-Baldenius.

Auch Dietmar Wisotzky, Direktor des Labo, sieht’s gelassen: „Wir werden natürlich formal prüfen, ob der Dolmusch X-press eigentlich ein Taxi-Unternehmen ist.“ Wenn es sich aber um ein zeitlich befristetes Projekt handele, werde die Behörde nicht einschreiten. „Wir wollen nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen“, sagt Wisotzky.

Mehr als fehlende Genehmigungen fürchtet die Taxi-Innung aber wohl die Konkurrenz durch die Dolmusch-Taxis. Auch da kann Foerster-Baldenius beruhigen. Er habe noch niemanden getroffen, der den Dolmusch X-press nutze, um zum Supermarkt zu fahren. „Obwohl das auch toll wäre. Denn was in Kreuzberger Supermärkten passiert, ähnelt Theateraufführungen manchmal sehr stark.“ Vielleicht fährt der Dolmusch X-press bald die Taxi-Zentrale an. Auch da wäre wohl mit Showeinlagen zu rechnen. SILKE KOHLMANN