Zurück aus dem All

Ab Montag soll Francis Ford Coppola Pro 7 aus dem Quotental helfen: „4.400“ bemüht Menschen mit Superheldenkräften. Die braucht’s auch

VON BETTINA SCHULER

Manchmal kommt es ganz unverhofft, so wie in der neuen Mystery-Serie „4.400“: Was zunächst für einen Kometen gehalten wird, der auf die Erde zurast, entpuppt sich als ein gigantisches Raumschiff, das exakt 4.400 Menschen, die in den letzten Jahrzehnten auf unerklärliche Weise verschwunden sind, zurück auf die Erde befördert. Woher es stammt, bleibt ungewiss. Und wer sind diese Wesen aus einer anderen Galaxie – Gesandte Gottes oder gar Menschen aus der Zukunft?

Da sich keiner der Zurückgekehrten an seine lange Reise in die Ferne erinnern kann, wird ein Zweier-Team der US-Homeland-Security mit Aufklärung der mysteriösen Entführung beauftragt. Man interessiert sich insbesondere für den Sinn und Zweck der übermenschlichen Fähigkeiten, mit denen die Rückkehrer von ihren unbekannten Gastgebern aufgetunt wurden.

„4.400 – Die Rückkehrer“ macht den Auftakt zum neuen Pro 7-Mystery-Montag, an dem im Verlauf der nächsten Monate weitere US-Serien wie „Invasion“ und „Supernatural“ ausgestrahlt werden. Zumindest für den Sender sollten sie sich als besser als Heilsbringer erweisen: Mit 11,4 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe 14-49 lag Pro 7 im ersten Quartal 2006 auch nicht eben üppig. Immerhin: In Amerika wurde die von Francis Ford Coppola produzierte Serie zum bisher größten Erfolg des US-Kabelsenders USA Network.

Kein Wunder, denn mit den beiden Serienerfindern Scott Peters und René Echevarria haben die Produzenten zwei erfahrene Sci-Fi-Macher mit am Start: Peters war zuvor als Autor unter anderem bei der Neuauflage der 60er-Jahre-Serie „The Outer Limits“ mit dabei, Echevarria schrieb zahlreiche Folgen von „Star Trek: Deep Space Nine“, „Star Trek: The Next Generation“ und unterstütze als Schreiberling und Produzent James Camerons-Serie „Dark Angel“.

Echevarrias Star Trek-Schule ist der „4.400“-Serie auch deutlich anzumerken, denn ebenso wie ihr berühmtes Vorbild spricht sie politische Themen wie Rassismus, Ausgrenzung und Elitarismus an, ohne dabei in Klischees zu verfallen. Die Rückkehrer, die durch ihre Veränderung selbst zu Aliens unter den Menschen werden, stehen dabei als Metapher für Minderheiten, die innerhalb der Gesellschaft gettoisiert werden. Selbst wenn sie ihre außergewöhnlichen Fertigkeiten zum Wohl der menschlichen Gemeinschaft einsetzen wollen. So muss der in den 50er-Jahren verschwundene Afroamerikaner Richard Tyler (Mahershalalhashbaz Ali) nach der anfänglichen Freude über seine neu gewonnenen Freiheiten in einem liberalisierten Amerika ernüchternd feststellen, dass sich nicht die Gesellschaft, sondern lediglich ihre Feindbilder verändert haben. Und er erneut zu den Diskriminierten gehört. Allein der gewiefte Millionär Jordan Collier (Billy Campbell) versucht aus seiner Andersartigkeit Profit zu schlagen und eine Art 4.400-Imperium aufzubauen, mit ihm an der Spitze selbstverständlich.

Sehr behutsam tasten sich die einzelnen Folgen an das Geheimnis der 4.400 heran, deren Geschichte dort beginnt, wo Stevens Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ aufhört. Und der es ebenso wie dem Spielberg-Klassiker gelingt, eine mystisch-apokalyptische Atmosphäre zu kreieren, ohne dabei kitschige Bildsprache zu werden. Hervorragende Schauspieler wie Joel Gretsch, den man bereits aus der Mini-Serie „Taken“ kennt, reichlich Spannung plus Suchtpotenzial tun ein Übriges, um „4.400“ zu einer richtig guten Serie zu machen, von der man keine Folge verpassen möchte.

„4.400 – Die Rückkehrer“, ab 8. 5., jew. montags 20.15 Uhr, Pro 7