„Nicht nur Elend und Armut“

KALENDERVORSTELLUNG Die „Zeitschrift der Straße“ präsentiert ihren ersten Kunstkalender

■ 38, ist freier Journalist, Historiker und Buchautor. Er war Redakteur der taz.bremen und ist seit 2010 Chefredakteur der Zeitschrift der Straße.

taz: Herr Simon, wodurch unterscheidet sich die Zeitschrift der Straße von Obdachlosenzeitschriften in anderen Großstädten?

Armin Simon: Wir berichten nicht nur über Elend und Armut. Für jede Ausgabe nehmen wir einen anderen Ort in Bremen in den Blick und erzählen seine Geschichten. Die Zeitschrift wird auch nicht nur von Obdachlosen verkauft, sondern von allen möglichen Menschen, die sich etwas dazuverdienen wollen.

Wer macht die Zeitung?

Die Texte stammen größtenteils von Bremer Nachwuchsjournalistinnen und journalisten. Die Gestaltung übernehmen Studierende der Hochschule für Künste.

Und werden die bezahlt?

Der Großteil der Arbeit wird ehrenamtlich geleistet. Die Verkäufer erhalten je nach Ausgabe einen Euro oder einen Euro fünfzig pro Heft.

Auf Ihrer Website steht, Obdachlose und Taxifahrer wüssten am besten über die Stadt Bescheid. Warum schreiben die dann nicht selbst?

Wir haben regelmäßig Interviews, in denen Verkäufer erzählen. Einige kommen zu Redaktionssitzungen, schlagen Themen vor und vermitteln uns Kontakte. Und ab der kommenden Ausgabe wird es auch eine extra Seite für Texte und anderes von unseren Verkäufern geben.

Wie wird die Zeitschrift angenommen?

Die Nachfrage ist weiterhin größer als das Angebot. Einzelne Nummern sind fast ausverkauft und auch von außerhalb Bremens kommen regelmäßig Anfragen. Wir geben dann Tipps, wo sich Verkäufer finden lassen, oder verschicken auch mal eine Ausgabe, wenn es da keine Möglichkeit gibt.

Heute präsentiert die Zeitschrift ihren ersten Kunstkalender. Was ist für den Abend geplant?

Gespräche mit Gestaltern, Fotografen und anderen Beteiligten über die Zeitschrift der Straße und den Kalender. Den kann man natürlich auch kaufen.

Interview: Jan-Paul Koopmann

20 Uhr, Ostertor Buchladen