Der Kater am Ende der Festtage

Sorgenfalten statt Gelassenheit: Nach der vierten Niederlage in Serie appelliert Arminia Bielefelds Trainer Thomas von Heesen nachdrücklich für eine Qualitätssteigerung des Kaders. Vorstand verweist auf die Standortnachteile

BIELEFELD taz ■ Es war wie auf einem rauschenden Fest, bei dem die Anwesenden den richtigen Zeitpunkt des Abgangs verpasst hatten. Arminia Bielefeld hatte sich beim letzten Heimspiel um einen würdigen Abschluss einer erfolgreichen Spielzeit bemüht. Doch nach der 0:2-Niederlage gegen Absteiger MSV Duisburg stand weniger die allgemeine Zufriedenheit über den Klassenerhalt im Mittelpunkt als die Sorge um die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Trainer Thomas von Heesen nahm die vierte Niederlage in Serie zum Anlass, um sichtlich angefressen einen „enormen“ Qualitätssprung zu fordern, damit Arminia in der kommenden Saison abermals die Klasse halten könne.

Vorausgegangen war ein klassischer Sommerfußballkick. Es gab haufenweise Torchancen, die Arminia vor allem in der ersten Halbzeit mit geradezu missionarischem Eifer ausließ – unter anderem auch durch den Novizen Tim Danneberg, dessen Bundesligapremiere in der Startelf ansonsten vielversprechend ausfiel. Irgendwann schossen Jung-Hwan Ahn (60.) und Marco Caligiuri (82.) zwei Tore für die Gäste.

So weit, so belanglos. Hätte Arminia nicht zum wiederholten Male gravierende Probleme im Torabschluss offenbart. Mit gerade einmal 30 Treffern ist Bielefeld das Team mit dem geringsten Torappetit. Angesichts der bislang unbefriedigenden Auftritte der Winterpausenneuzugänge Artur Wichniarek und Ioannis Masmanidis und der ungewissen Zukunft von Sibusiso Zuma, der für eine festgeschriebene Ablösesumme Bielefeld vorzeitig verlassen kann, besteht Handlungsbedarf. Vier bis fünf Verstärkungen für alle Mannschaftsteile hat von Heesen gefordert und auf Konkurrenten wie den Aufsteiger aus Bochum verwiesen, die bereits kräftig am Kader basteln. Bielefeld muss limitierte finanzielle Möglichkeiten und ehrgeizige sportliche Ziele in Einklang bringen. In der Vereinsgeschichte gibt es ausreichend Beispiele dafür, dass sowohl allzu rigide Sparkurse als auch der freizügige Umgang mit eigentlich nicht vorhandenen Geldern sportliche Talfahrten einleiteten. „Mit unserem Etat zählen wir weiter zum unteren Drittel der Bundesliga“, Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch.

Den Standortnachteil haben sie bereits in der laufenden Spielzeit glänzend ausgeglichen. Entgegen zahlreicher Prognosen hatte Arminia den Klassenerhalt frühzeitig gesichert und höher eingeschätzte und besser bezahlte Gegner mit enormer taktischer Disziplin systematisch besiegt. Bielefeld ist keine Bundesligaeintagsfliege mehr – und bietet vor allem jungen Talenten Spielpraxis. Das Transferkarussell ist allerdings noch nicht richtig in Gang gekommen.

Als Neuzugang kommt Markus Bollmann vom SC Paderborn, in der leise vor sich hin brodelnden Gerüchteküche fallen Namen wie Du-Ri Cha (Eintracht Frankfurt) und Thorben Marx (Hertha BSC). Der Fürther Roberto Hilbert spielt wegen zu hoher Ablösesumme und kaufkräftigeren Interessenten keine Rolle mehr. Viele wechselwillige Spieler würden das Saisonende noch abwarten, meinte Sportdirektor Saftig. Im Pokerspiel können die Ostwestfalen auf einen Joker setzen: auf die Gewissheit, dass Bielefeld in der kommenden Saison 34 Erstligafesttage begehen kann. ANDREAS BEUNE