KOMMENTRAR VON KLAUS WOLSCHNER ÜBER DIE KULTUR DER CDU
: Lieber nicht Chefsache

Die CDU versucht, sich von ihrem Image aus zwölf Jahren großer Koalition freizuschwimmen. Das ist schwierig, solange es keine selbstkritische Bilanz gibt. Diejenigen, die die alte Politik repräsentieren, wirken unglaubwürdig, wenn sie fröhlich verkünden wollen, jetzt komme die CDU mit neuem Image ganz neu daher.

So war es schon erfrischend, dass die kulturpolitische Initiative von Carl Kau von der CDU-Politikerin Rita Mohr-Lüllmann begleitet wurde. Beide können für sich in Anspruch nehmen, dass sie die alte Politik nicht in der ersten Reihe verantwortet haben.

Ihr Ansatz, dass der Kultur in Bremen mehr Ausstrahlung, mehr Repräsentanz und mehr visionäre Kraft gut täte, kann man also nicht mit dem Verweis darauf, was die Kultursenatoren Gloystein oder Kastendiek getan haben, abtun. Die Frage, wie viel Zeit der Bürgermister für sein Kulturressort hat, bleibt dabei an der Oberfläche.

Das Problem ist eher, dass der Kultursenator in der Öffentlichkeit in Zeiten knapper Kassen nicht als Lobbyist für Kulturausgaben auftreten kann, er unterliegt ganz anderen Sachzwängen. Auch innerhalb der SPD kann es keine offene kulturpolitische Diskussion geben, wenn jede Kritik am Senator gleich eine am Bürgermeister ist. Kultur lebt aber auch vom Streit. So ist das mit der „Chefsache“ eher ein Nachteil für die Kultur.