Ehrung für Knasthelfer

Der Aachener Friedenspreis geht an einen Bürener Verein gegen Abschiebehaft. Er verbesserte das Gefängnisleben

Auch im Moment des Lobes bleibt Frank Gockel bescheiden. Der Vorsitzende des Bürener Vereins „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft“ will den Aachener Friedenspreis stellvertretend für alle entgegen nehmen, die sich gegen Abschiebehaft engagieren. Und, ergänzt der Detmolder, auch stellvertretend für jene, die sich für Flüchtlinge einsetzen. Denn durch deren Hilfe komme es zu weniger Inhaftierungen.

Gestern wurde der Aachener Friedenspreis verliehen. Geehrt werden, entgegen dem bekannteren Karlspreis, „Männer, Frauen und Gruppen, die von unten“ dazu beitragen, Frieden zu stiften. Otmar Steinbicker, Friedenspreis-Vorsitzender, begründet die Wahl: So werde „das Augenmerk der Öffentlichkeit auf die menschenunwürdige Praxis der Abschiebungshaft,“ gerichtet, die „immer rigoroser und unmenschlicher“ werde.

In seiner 18-jährigen Geschichte ehrt das Preiskomitee somit schon zum vierten Mal Personen und Organisationen, die sich für Asylbewerber engagieren. 1991 wurde der Aachener Pfarrer Herbert Kaefer geehrt, 1999 das Wanderkirchenasyl NRW und 2001 Pro Asyl.

„Hilfe für Menschen in Abschiebehaft“ arbeitet seit rund zwölf Jahren ehrenamtlich in der Haftanstalt Büren. Sie ist mit rund 550 Haftplätzen der größte Abschiebeknast Deutschlands. Der Hochsicherheitstrakt wurde 1993 auf einem ehemaligen Militärgelände gebaut und liegt, acht Kilometer von Büren entfernt, mitten im Wald. Inhaftiert sind hier „Männer, die keine Straftaten begangen haben“, die aus ihrer Heimat flohen „vor Krieg, Hunger und Übergriffen“, sagt Gockel. Sein Verein finanziert sich nur über Spenden und Fördermitglieder. Vierzehn Aktive leisten derzeit Hilfe für die Inhaftierten, etwa bei der Suche nach Anwälten. Dem Verein ist es auch zu verdanken, dass die so genannte Schaukelfesselung abgeschafft worden ist. Zudem wurden Telefonzellen in der Anstalt installiert und es wurde ermöglicht, dass Flüchtlinge sich in den Zellen gegenseitig besuchen können. Zur Zeit kämpft der Verein für eine bessere medizinische Versorgung der Gefangenen.

Der Aachener Friedenspreis ist mit 1.000 Euro dotiert. Die feierliche Verleihung findet am Antikriegstag, dem ersten September, statt. Gockel wird dann einen Tag vor seinem 35. Geburtstag die Ehrung mit seiner Mitstreiterin Regine Jäger (55) aus Paderborn entgegen nehmen. MICHAEL KLARMANN