CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Die Mumien sind müde

Die Leichen im Münster-„Tatort“ haben gerne mal Jahrhunderte auf dem knochigen Buckel, und wenn man die Spur des Verbrechens zurückverfolgt, landet man meist direkt im knorrigen Honoratiorentum des westfälischen Städtchens. Diesmal wurde das Erzählkonzept noch mal auf die Spitze getrieben: Beim Aufräumen in einer alten Villa wird eine Mumie gefunden, die allem Anschein nach aus dem antiken Persien stammt – und wohl einst vom Gründervater des Archäologischen Instituts von Münster eingeführt wurde.

Wer ist für den Fall nun zuständig? Professor Boerne (Jan Josef Liefers) beansprucht die Hoheit, doch auch Professor Kastner (Justus von Dohnányi), Chef des Archäologischen Instituts und in Münsters Bildungsbürger-Hierarchie höher stehend, will ran an den Korpus im Wickelkleid.

Klar, der Zickenkrieg der Wissenschaftler ist ein Spaß – für einen guten Krimi reicht er nicht, für eine gute Krimikomödie ebenfalls nicht. So ist „Fluch der Mumie“ symptomatisch für den Zustand des WDR-„Tatorts“: In Köln wie in Münster dreht man ein Oldschool-Täterrätsel nach dem anderen runter. Und während man sich am Rhein in unverfänglicher soziologischer Folklore ergeht, liefert man in Ostwestfalen den immer gleichen Provinzmummenschanz.

Die Quoten stimmen, aber frischer Wind kommt so nicht in die Reviere. Nichts gegen die WDR-Allzweckwaffen Kaspar Heidelbach (Regie) sowie Stefan Cantz und Jan Hinter (jene Autoren, die das einst tatsächlich attraktive Münsteraner Erzählkonzept entwickelt haben) –, aber immer die gleiche Masche, das kann es für den früher so wagemutigen WDR nicht sein.

So wirken die bizarren Badezimmerszenen von Boerne und Thiel (Axel Prahl) und die vermeintlich doppelbödige Handlung hier nur noch wie Abklatsch legendärer Folgen. Der Witz, Entschuldigung, er ist doch arg mumifiziert.

■ Münster-„Tatort“: „Der Fluch der Mumie“, So. 20.15 Uhr, ARD