Bitte ein VIP

ORTSTERMIN Wenn in einem Berliner Kaufhaus eine Bowlingbahn aufmacht, muss das etwas Großes sein

Berlin möchte gerne erhaben sein. Deswegen zählt nur noch Größe: Das Kaufhaus Alexa am Alexanderplatz eröffnet eine Bowlingbahn und lädt deshalb am vergangenen Freitagabend gleich zur „exklusiven VIP- & Presse-Preview“. Wer will, kann sich mit einer Limousine hinfahren lassen. Center Manager Oliver Hanna ist bemüht, in jedem zweiten Satz die Wörter „shoppen“ und „innovativ“ unterzubringen. Man wolle mehr sein als ein Shoppingcenter.

Herr Paeske von Strike Lanes Lounge Bowling, jener Bowlingbahn eben, hat es wegen der zeitnahen Party eilig und sagt, man sei gar keine Bowlingbahn, sondern ein „Lounge-Club mit Bowling“. Die Möbel „im Retrolook“ habe man extra anfertigen lassen und einen gastronomischen Schwerpunkt gesetzt. Es gibt abgetrennte Loungebereiche und eine Tanzfläche. „Wir möchten gerne VIP sein“, sagt Paeske und ist weg. Christian Möslein preist sein Fitnessstudio an. Das hat zwar schon vor Wochen aufgemacht, aber egal. Er predigt die Vorteile von „Fitness unlimited XS“. Eine Pressevertreterin ist dermaßen beeindruckt, dass die Fragestunde zum Verkaufsgespräch gerät. Der Kette, für die Möslein arbeitet, gehören drei Studios in und um Berlin. Ab 16,90 Euro im Monat kann man Muskeln aufbauen. Einer der Fotografen drängelt nach zwanzig Minuten Promopalaver. Also auf ins Mallgelände, per Rolltreppe geht es in die oberste Etage, im Fitnessbereich bekämpfen lediglich vier Workoutexperten ihre Pfunde. Auf 6.000 Mitglieder ist der Trainingsspielplatz ausgelegt, 1.200 gibt es schon. Das „besondere Ambiente“ mit „hohen Felswänden, unter einer blauen Skyline und einer riesigen Weltenkugel“ wirkt steril, der Globus erinnert an einen eingefallenen Heißluftballon, die Felswände an ein misslungenes Bauschaumexperiment. Weiter zur „loungigen Bowlingbahn“. Drei Bars umrahmen die Spielstätte. Alles erstrahlt in dunklen Brauntönen, die Sitzgelegenheiten und Teile der Deko sind in Orange gehalten. Man glaubt, durch einen Hochglanzbaumarktkatalog zu wandern. Die ersten „VIPs“ kommen und werden sofort mit Getränken und Snacks versorgt. Auf der Pressekonferenz wird noch gesagt, man bevorzuge „eine gehobene Klientel“. Natürlich, was sonst. JAN SCHEPER