vor Ort
: SIMON BÜCKLE über besonders eifrige WM-Bauer in Dortmund

„Weltmeisterlich“, „sportliche Herausforderung“, „WM-Grand-Hotel“ – das Bauprojekt der Yellow Mile soll Dortmund Prestige bringen: In drei Monaten soll aus einem Rohbau eine schmucke Herberge für fußballverrückte Gäste entstehen. Doch das Projekt brachte bislang nur Schutt und Arbeit. Die Gewerkschaft IG Bau reichte nun Strafanzeige ein: Auf der Baustelle laufe nicht alles ordnungsgemäß. „Im Interesse der WM drücken doch alle ein Auge zu – die wollen ein Vorzeige-Objekt durchknallen“, empört sich Karl-Heinz Kehlert von der IG Bau. „Unseren Informationen nach ist eine der beteiligten Baufirmen nicht bei der Sozialkasse gemeldet.“ Die Gewerkschaft habe mehrmals versucht, mit den Arbeitern auf der Baustelle zu reden. Sicherheitsdienst und Geschäftsführer wimmelten die Gewerkschafter jedoch ab. Also wendeten sie sich an die Staatsanwaltschaft, die den Verdacht auf illegale Beschäftigung nun prüft.

Auf dem Bau ging es hoch her: Obwohl noch nicht mal ein Bauherr durch ein Schild angegeben war, wurden Fenster ausgewechselt, Leitungen gelegt, Zwischenwände gezogen. „All das ist genehmigungsfrei“, sagt Werner Hofmeister, Leiter des Bauordnungsamtes. Baurechtlich wäre alles in Ordnung. So nutzte Yellow Mile den Spielraum und lief sich schon mal warm.

Auch in Bezug auf den Arbeitsschutz sollen alle Spielregeln eingehalten worden sein: „Die Sicherheit der Arbeiter ist ok, wir haben nur wenige Kleinigkeiten bemängelt“, sagt Theodor Borringo, derzeit Leiter des zuständigen Amtes. „Grundsätzlich waren für uns keine Hinweise auf Schein-Selbstständigkeit erkennbar“, hielt er noch am vergangenen Dienstag fest. Das beruhigte Projektleiter Haluk Demirci: „An den Vorwürfen ist nichts dran.“ Am selben Tag erteilte das Bauordnungsamt die Teilbaugenehmigung – es hätte für Yellow Mile der lang ersehnte Anpfiff sein können. Wären nicht plötzlich ein paar Schiedsrichter aufgetaucht – statt in Schwarz waren sie in Grün gekleidet. Die Polizei sperrte am gestrigen Mittwoch die Baustelle ab, Zoll-Beamte überprüften die Arbeiter: Personalien, Aufenthaltsgenehmigung, Sozialversicherung. Zwei Bulgaren, die sich als Türken ausgegeben hatten, wurden vorläufig festgenommen. Sie halten sich offenbar illegal in Deutschland auf und haben demnach auch keine Arbeitserlaubnis.

Bei Mehmet K. war alles in Ordnung. „Wer so viele Millionen investiert, der benötigt keine Schwarzarbeiter. Jeden Tag werden wir kontrolliert, ich habe die Schnauze voll“, sagt der türkische Bauarbeiter. Sein Kollege Öner Ü. nimmt seine Chefs ebenfalls in Schutz: „Zu großes Risiko – der ist doch nicht blöd.“ Auf der Dortmunder Baustelle laufe alles gesetzmäßig ab. „Nur weil hier viele Türken und Polen sind, sagen alle sofort: Schwarzarbeit. Die Deutschen gehen wieder, wenn zu viel Staub fliegt, die Arbeit zu schwer ist – das müssen wir dann machen.“

Zollamt und Staatsanwaltschaft ermitteln weiter. Vielleicht wird Yellow Mile das Hotel noch bis zur WM fertig stellen. Den Fair-Play-Preis wird die Firma jedoch wohl nicht gewinnen.