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Teurer Törn

Der America’s Cup hat sich gewandelt vom Wettbewerb spleeniger Millionäre zum Schaulaufen von Großkonzernen

VON ANDREAS RÜTTENAUER

„Was wir vorhaben, hat es in dieser Form in Deutschland noch nicht gegeben.“ Marcus Schaps macht Werbung. Er versteht sein Geschäft. „Wissen Sie“, fragt er, „was das Wichtigste ist, wenn man Erfolg haben will?“ Kunstpause. „Man muss an seine Ziele glauben.“ Jetzt schaut er dem Gesprächspartner tief in die Augen: „Und wir glauben daran.“ Schaps ist PC-Chef der United Internet AG. Normalerweise verkündet er Unternehmenszahlen. Doch seit ein paar Monaten hat er einen Nebenjob. Er ist für die „deutsche Kampagne“ zuständig. Seine Aufgabe ist, die sportinteressierte Öffentlichkeit für das Segeln zu begeistern. Er will, dass das ganze Land mitfiebert, wenn die Hightech-Yacht „Germany 1“ unter deutscher Flagge um den America’s Cup segelt.

Der America’s Cup gilt als die wichtigste Segeltrophäe weltweit. Schaps will dazu beitragen, dass der Wettbewerb auch hierzulande zu einem populären Sportereignis wird. ARD und ZDF werden ihm dabei helfen. Sie haben die Übertragungsrechte für 2007 gekauft und angekündigt, ausführlich zu berichten. Die Sender betreten dabei Neuland. Sie müssen mehr tun, als einen Wettkampf zu dokumentieren. Sie müssen ihr Publikum schulen. Die „Faszination des Yachtsports“, von der Schaps schwärmt, erschließt sich dem Segellaien nur schwer.

Die Hochseesegler sind 24 Tonnen schwer und 25 Meter lang, der Mast ragt über 30 Meter in die Höhe. Die Bootsbauer der 11 teilnehmenden Teams verraten nur wenig über die verwendeten Werkstoffe und ihre Verarbeitung. Ihr Wissen wird gehütet wie Staatsgeheimnisse. Angst vor Technikspionage beherrscht die Erzählungen der Entwickler.

Nach dem Sieg des Schweizer Bootes „Alinghi“ 2003 wird der America’s Cup zum ersten Mal seit seiner Etablierung vor 155 Jahren in Europa ausgetragen. Die Teams haben sich im spanischen Valencia riesige Basislager aufgebaut. 100 Millionen Euro lasst sich das Team Alinghi das Projekt Titelverteidigung kosten. Die deutsche Konkurrenz investiert nur die Hälfte. Dementsprechend niedrig sind die Erwartungen. „Ein sechster Platz wäre geradezu fantastisch“, sagt Schaps. Jetzt, da in Valencia die zehnte Runde der Vorentscheidungen beginnt, der Louis Vuitton Act 10, liegt man allerdings auf dem vorletzten Rang. Insgesamt 14 Regatten werden gesegelt, bis das Team feststeht, das den Titelverteidiger „Alinghi“ im Sommer 2007 herausfordern darf.

Der Wettbewerb, der bis vor drei Jahren nur einige Wochen dauerte, zieht sich nach einer Regeländerung nun über zwei Jahre hin. „Das ist für uns natürlich ideal“, sagt Christian Rätsch, Leiter Markenmanagement bei T-Systems. Seine Firma ist Hauptsponsor des südafrikanischen Bootes. Auch er gerät schnell ins Schwärmen: „Die Segelmetapher funktioniert einfach unheimlich gut. Ein Wort ist ein Wort. Ein Manöver ist ein Manöver.“ So wie Teamwork in einem Boot funktioniere, müsste auch die Zusammenarbeit einer Firma mit ihren Kunden ablaufen. „Natürlich haben wir überlegt, wo wir uns engagieren“, berichtet er, „Formel 1, Fußball, Golf, das waren schon Themen.“ Das Engagement von T-System für den Segelsport spiegelt die Entwicklung des America’s Cup von einem Wettbewerb spleeniger Millionäre zum Schaulaufen von Großkonzernen wider. Das Finale von 2003 war noch ein Wettkampf zwischen dem Schweizer Biotech-Millionär Ernesto Bertarelli und dem Software-Mogul Larry Ellison, der das US-Boot finanzierte. Dort ist inzwischen BMW Hauptsponsor.

Das deutsche Team huldigt noch dem Mäzenatentum. Ohne die privaten Millionen von Ralph Dommermuth, Unternehmensgründer der United Internet AG, wäre die deutsche Kampagne längst abgesoffen. PR-Mann Schaps ist trotzdem begeistert. „Kucken Sie sich das an“, sagt er und zeigt auf ein Bild der deutschen Yacht. 500 Quadratmeter ist das Spinnakersegel groß. Viel Platz für Werbung. „Vergleichen Sie das mal mit einer Fußballerbrust!“ Er strahlt.

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