Georgiens neue Nummer eins

Für die meisten Georgier ist Irakli Garibaschwili bislang ein Unbekannter. Doch das wird sich wohl bald ändern. Am vergangenen Wochenende ernannte der Multimillionär und Regierungschef Bidzina Iwanischwili, der bereits im Juni dieses Jahres seinen Rückzug aus der Politik angekündigt hatte, den 31-Jährigen zu seinem Nachfolger. Da aufgrund einer Verfassungsänderung von 2010 ein Großteil der bisherigen Vollmachten des Präsidenten jetzt beim Premierminister liegt, wird Garibaschwili zum mächtigsten Politiker des Landes.

Der verheiratete Vater zweier Kinder, den georgische Medien auch als „Iwanischwilis rechte Hand“ bezeichnen, studierte internationale Beziehungen in Tiflis und an der Pariser Sorbonne. 2004 und damit ein Jahr vor seinem Studienabschluss begann Garibaschwili für Iwanischwili zu arbeiten. Zunächst wurde er von Generaldirektor von dessen Wohltätigkeitsorganisation Cartu, 2005 Mitglied des Aufsichtsrats der Cartu-Bank. Zwei Jahre später übernahm Garibaschwili die Leitung der Firma „Georgischer Traum“ von Iwanischwilis Sohn Bera.

Als Iwanischwili im Februar 2012 mit seiner gleichnamigen Oppositionspartei „Georgischer Traum“ auf den Plan trat, verabschiedete sich Garibaschwili aus der Wirtschaft und ging in die Politik. Er wurde Parteimitglied und kurz darauf einer der Kandidaten der Partei bei den Parlamentswahlen im Oktober 2012. Nach dem Sieg Iwanischwilis, der den Anfang vom Ende der Arä des damaligen Staatspräsidenten Michail Saakaschwili bedeutete, wurde Garibaschwili Innenminister. Auf Betreiben seiner Behörde wurden in den darauf folgenden Wochen ranghohe Vertreter der Vorgängerregierung festgenommen. Das brachte nicht zuletzt auch Garibaschwili sowohl in Georgien als auch im Ausland den Vorwurf einer selektiven Justiz beziehungsweise der „Hexenjagd“ auf den politischen Gegner ein.

Kritiker des Premiers in spe werfen Garibaschwili mangelnde politische Erfahrung vor. Er werde den Anforderungen, die sich auch aus den Verschiebungen innerhalb des Machtgefüges ergeben, nicht gewachsen sein. Voraussichtlich am 24. November wird Garibaschwili sein neues Amt antreten. BARBARA OERTEL