Kaum Erwartungen an „Schavan-Show“

GEGENGIPFEL Wenige kommen zum Gegengipfel. Hat der Bildungsstreik jetzt ein Mobilisierungsproblem?

BERLIN taz | Studierende protestieren gegen die Bologna-Konferenz – und rufen zum Gegengipfel. Doch der zieht bis zum Mittag kaum Studierende an. Der Gegengipfel hat offenbar ein Mobilisierungsproblem. Ungefähr 70 Studierende sind gekommen, um am Gegengipfel teilzunehmen. Dort wird die Bologna-Konferenz mit Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) per Beamer übertragen. Die Veranstalter des Gegengipfels fürchten eine Inszenierung auf der Bologna-Konferenz: „Unsere Themen wurden nicht berücksichtigt, die soziale Dimension von Bachelor- und Masterssystem wurde ausgespart“, sagt die Studentin Hannah Schurian. Sie hat den Gegengipfel mitorganisiert.

Hohe Erwartungen an die Bologna-Konferenz hat auf dem Gegengipfel offensichtlich niemand. Applaus gibt es, als Ben Stotz, Bundesvorsitzender des „SDS. Die Linke“, und Vertreter des Bildungsstreikbündnisses die Bologna-Konferenz aus Protest verlassen und zum Gegengipfel kommen. Stotz sagt: „Wir haben einen Master für alle gefordert. Als wir merkten, dass unsere Forderungen nicht aufgenommen werden, hat die Teilnahme an der Konfernenz keinen Sinn mehr gemacht.“

Anders sieht das die Geographiestudentin Elisa Spörl: „Erst Partizipation fordern und dann die Konferenz verlassen – das war destruktiv.“

Politikprofessor Peter Grottian will selbstkritisch diskutieren. Er sagt: „Die Politiker haben kein verhandelbares Konzept vorgelegt und die Studierenden konnten ihre Forderungen nicht konkretisieren.“ Er plädiert für radikalere Aktionen: Gewahrsam für Politiker, die Kürzungen an der Bildung fordern. In einem Monat will das Bildungsstreikbündnis zu einem bundesweiten Streik aufrufen.

LAURENCE THIO