BERND PICKERT ZU DEN BÜRGERMEISTER- UND GOUVERNEURSWAHLEN IN DEN USA
: Ordnungsruf an die Rechte

Natürlich ist der überwältigende Wahlsieg des liberalen Demokraten Bill de Blasio in New York die Nachricht des Tages in den USA. Die Ära Bloomberg ist zu Ende, und de Blasio und seine Familie – seine afroamerikanische Ehefrau und ihre gemeinsamen Kinder – geben ein wunderbares Titelbild ab und scheinen das heutige New York so viel besser zu repräsentieren als der alte Wirtschaftsnachrichtenmogul Michael Bloomberg.

Noch interessanter als New York sind allerdings die Wahlausgänge in New Jersey und Virginia. New Jerseys wiedergewählter republikanischer Gouverneur Chris Christie hatte 2012 die republikanische Parteirechte gegen sich aufgebracht, als er nach dem Wirbelsturm „Sandy“, wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl, wunderbar mit Präsident Barack Obama zusammenarbeitete, gemeinsam vor die Presse trat und die rasche Hilfe der Bundesbehörden über den grünen Klee lobte. Jetzt hat er es geschafft, in einem traditionell demokratischen Bundesstaat große Unterstützung in jenen Wählergruppen zu gewinnen, die sich sonst von den Republikanern abgewendet haben: Schwarze, Frauen, Latinos. Damit wird er zum aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten für 2016 – Parteiknatsch bei den Vorwahlen allerdings garantiert.

Im traditionell konservativen Virginia hingegen verlor der Republikaner Kenneth T. Cuccinelli knapp gegen den Demokraten Terry McAuliffe – auch dies ein Zeichen. Cuccinelli hatte alle Register gezogen, um der rechten Tea Party zu gefallen, von Homophobie bis Ablehnung der Gesundheitsreform. Er hat nur knapp verloren, aber dennoch: Nach Eskalation und Stillstand in Washington strauchelt die Rechte selbst in ihren Hochburgen.

In ziemlich genau einem Jahr stehen Kongresswahlen an. Die Nachricht vom Dienstag ist: Macht so weiter, Republikaner, und ihr verliert.

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