NIKOLAUS SCHÜES, KONZERTHAUS-BAU-VERMITTLER
: Kraftloser Moderator

■ der Mitinhaber einer Reederei war von 1996 bis 2002 Präses der Hamburger Handelskammer. Er ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder. Foto: dpa

Geglaubt hat Nikolaus Schües schon an so manches. An den Riesen-Airbus A 380 zum Beispiel, als der noch Hoffnungsträger war. Ebenso an Hafenausbau und Elbvertiefung und die Sinnhaftigkeit immer neuer Straßen, weil die doch das Wachstum fördern.

Die Hamburger Elbphilharmonie, Schües’ jüngstes Hätschelkind, dient dem Wachstum zwar nur indirekt. Trotzdem macht es den früheren Präses der örtlichen Handelskammer stolz, den Glaskoloss wachsen zu sehen – ja, der Renommier-Bau komplettiert recht eigentlich die Identität des eingefleischten Hanseaten.

Und so will er denn auch, dass bis zur Fertigstellung des Konzerthauses alles friedlich verläuft. Und weil er – schlohweiß inzwischen, aber elegant wie eh und je – an die Kraft des Wortes glaubt, hatte er sich als Vermittler im Streitfall Elbphilharmonie ins Gespräch gebracht. Am Dienstagabend waren die Kontrahenten nun zum öffentlichen Gespräch geladen: Das stetig mehr Geld fordernde Bauunternehmen Hochtief einerseits, andererseits Vertreter der Stadt, die auf Herausgabe eines Terminplans geklagt und etliche Baumängel moniert hat.

Das Thema ist komplex und die von Schües so sehnlich gewünschte Vermittlung kaum möglich: Es reicht einfach nicht, wie nun geschehen, die Beteiligten ihre Statements abgeben zu lassen und immer wieder in den Saal zu werfen: „Wir wollen konstruktiv miteinander reden!“ Recht durchsichtig war auch sein Versuch, die Medien zu den eigentlichen Gefährdern des Projekts zu machen – weil sie über Kostensteigerungen berichten.

Als Moderation, ja, als Mediation kann sowas kaum durchgehen. Der Fall Elbphilharmonie ist eine Nummer zu groß für die einstige graue Eminenz der Hamburger Wirtschaft, vor der lange auch Politiker kuschten – etwa, als er Hamburg recht eigenmächtig für die Olympiade 2012 ins Gespräch brachte.

Die glanzvollen Zeiten des Vorpreschens sind für Schües deutlich vorbei. Dass er nun beim Krisengespräch unversehens die Wahrheit sagte, sei ihm umso höher angerechnet: Gleich zu Beginn stellte er den Hamburger Hochtief-Niederlassungschef Thomas Möller als „verantwortlich für den Super-GAU“ vor. Er meinte zwar Super-Bau – aber gesagt ist gesagt. PS