Bahn kritisiert unfairen Wettbewerb

SCHIENENVERKEHR In Deutschland wächst die Konkurrenz. Andere EU-Länder schließen Mitbewerber ganz aus

BERLIN taz | Die Konkurrenten der Deutschen Bahn haben ihren Marktanteil im deutschen Schienenverkehr im Krisenjahr 2009 ausgeweitet. Im Güterverkehr steigerten sie ihren Anteil um rund 3 Prozent und wickelten damit ein Viertel des gesamten Güterverkehrs ab. Auch im Personenverkehr legten die privaten Unternehmen, die zum Teil Tochtergesellschaften von Staatsbahnen europäischer Länder sind, um rund 2 Prozent zu. Damit bestreiten sie mittlerweile ein Fünftel des Regional- und Pendlerverkehrs.

Bahn-Chef Rüdiger Grube prangerte bei der Präsentation des konzerneigenen Wettbewerbsberichts an, dass viele europäische Länder keine Konkurrenzunternehmen auf ihren Eisenbahnmärkten zuließen – im Gegensatz zu Deutschland. Während die Deutsche Bahn beispielsweise in Frankreich nicht mit der Staatsbahn SNCF konkurrieren darf, plant das SNCF-Tochterunternehmen Keolis, ab 2011 in den deutschen Schienenpersonenverkehr einzusteigen. Um eine Wettbewerbsverzerrung aufzueheben, ist es laut Grube „höchste Zeit, die vollständige Liberalisierung des Schienenpersonenverkehrs in Europa durchzusetzen“.

Ein offener europäischer Eisenbahnmarkt wäre für die Deutsche Bahn wichtig, damit sie ihr Geschäft ausbauen kann. Denn in Deutschland weist der Trend eher in die entgegengesetzte Richtung. Doch auch hier gibt es einen Hoffnungsschimmer. Der DB-Güterverkehr legte nach dem Einbruch im Jahr 2009 in den ersten vier Monaten dieses Jahres mit bis zu 33 Prozent wieder deutlich zu. JULIA HENKE