Als die Bücher brannten

Mit einem Lesemarathon wurde gestern am Kaifu der Bücherverbrennung durch die Nazis im Mai 1933 gedacht

Zeitzeugen, Schauspieler und Schüler haben gestern mit einer Dauerlesung an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten erinnert. Die KZ-Überlebende Esther Bejarano (81), die von ihrer Inhaftierung in den Konzentrationslagern Auschwitz und Ravensbrück und der geglückten Flucht 1945 auf einem Todesmarsch erzählte, eröffnete gestern um zwölf Uhr mittags die zwölfstündige Aktion. Rund 1.500 Teilnehmer wurden bis Mitternacht auf dem Gedenkplatz zur Erinnerung an die Bücherverbrennung am Kaiser- Friedrich-Ufer in Eimsbüttel erwartet.

Am 15. Mai 1933 hatten der „Studentensturm“ und die Hochschulabteilung des „Stahlhelm“ nachts um 23 Uhr auf dem Platz Bücher prominenter Schriftsteller wie Heinrich Heine, Erich Kästner oder Bertolt Brecht verbrannt. Bejarano, deren Schwester und Eltern später ermordet worden waren, berichtete, wie schwer es ihr fällt, über ihre Vergangenheit zu erzählen. „Trotzdem ist es meistens so, dass ich nach derartigen Veranstaltungen nachts nicht mehr schlafen kann“, sagte die 81-jährige.

Wer wollte und sich traute, konnte dem Publikum Texte von jenen KünstlerInnen vorlesen, deren Bücher die Nazis verbrannt hatten. Zu den prominenten Vortragenden gehörten die Autorinnen Peggy Parnass und Carmen Korn, Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) und Schauspieler Rolf Becker.

Die Marathonlesung fand zum sechsten Mal statt und wird vom Arbeitskreis „Bücherverbrennung – Nie wieder!“ organisiert. Unterstützt wird der Arbeitskreis unter anderem von den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen und dem P.E.N. Deutschland. dpa/taz