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berliner szenen Helden der Stadt

Das große Schloppen

In Comics entstehen Superhelden durch Mutationen und kosmische Strahlenkatastrophen, in Berlin braucht es dafür nur eine Werbeagentur und Hundekot. Seit Monaten prangen Fußballspieler von Hertha BSC auf den Plakatwänden. Sie werben für den Kampf gegen den Müll. Mit grimmigen Mienen fordern sie „Respekt!“ von den Berlinern. Dass die BSR diesen Respekt tatsächlich verdient, liegt allerdings weniger an den Fußballern, als an einem neuen, noch nicht für Publicityzwecke eingesetzten Mitglied im Superheldenhorst der Müllabfuhr: Dem Scheiße-Elefanten aus dem LSD-Kiez.

Morgens beim Schrippenholen auf der Lychener Straße (dem L des LSD-Kiezes) tauchte er zum ersten Mal auf. Zunächst war da nur ein Geräusch aus der Ferne, das klang, wie wenn einer eine Münze beim Staubsaugen einsaugt. „Schlop“. Es roch süßlich und ein wenig beißend in der warmen Luft. Als ich anhob, die Nase zu rümpfen, schoss ein seltsames Gefährt über den Gehweg. „Schlop“. Es hatte vier Räder und ähnelte einem Golf-Caddie. Darin saß ein älterer Herr und bediente einen Joystick. Mit dem Joystick steuerte er den langen Rüssel, den man auf sein Gefährt montiert hatte. Der Mann zielte links: „Schlop“, rechts: „Schlop“.

Auf beiden Seiten des Pflasters hoben die Hundehaufen vom Erdboden ab. Clark Kent hätte es nicht besser machen können, denn einen Augenblick später war der Elefant auch schon verschwunden. Ich stand verblüfft in einer schweren Duftwolke. „Einfach eingerüsselt, die Scheiße“, dachte ich, lobte das Studienfach Bionik, und malte mir die neuen Berufsbilder der Kinder aus dem LSD-Kiez aus. Willst du auch Fußballspieler bei Hertha werden? Nein Papa, ich werde einmal der Fahrer des Scheiße-Elefanten sein. FABIAN DIETRICH

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