SMS-Warnungen vor den nächsten Stürmen

VORSORGE Auch viel gelobte Schutzmaßnahmen reichten nicht. Jetzt soll das Frühwarnsystem verbessert werden

BANGKOK taz | Noch immer ist es nicht annähernd klar, wie viele Menschen auf den Philippinen durch den Taifun „Haiyan“, der einer der stärksten aufgezeichneten Stürme aller Zeiten war, gestorben sind. Die Behörden gehen von tausenden Toten allein auf der Insel Leyte aus. Da aber Berichten zufolge entlang der Küste eine mehrere Meter hohe Sturmflut ganze Dörfer weggerissen hat, könnte die Zahl der Todesopfer deutlich ansteigen.

Dabei hat sich das Land durchaus auf die drohende Naturkatastrophe vorbereitet. Und sie kam ja auch nicht aus dem Nichts: Die Philippinen werden jedes Jahr von etwa 20 Taifunen heimgesucht. Präsident Benigno Aquino III. hat die Katastrophenvorsorge zu einer der obersten Prioritäten seiner Regierung erklärt.

Beinahe eine Million Menschen waren aus Hochrisikogebieten evakuiert worden, bevor der Supertaifun am Freitag auf Land getroffen ist. Dass eine mehrere Meter hohe Flutwelle beinahe die gesamte 220.000-Einwohner-Stadt Tacloban auslöschen würde, habe aber niemand voraussehen können, sagen Experten.

„Dieser Sturm war beispiellos“, sagte Lawrence Jeff Johnson, Landesdirektor der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO), einer Nachrichtenagentur. Die Behörden hätten „getan, was sie konnten“. Viele Leben seien gerettet, viele Gebiete evakuiert worden. Reynaldo Balido vom Nationalen Rat für Risikominderung sagte, viele Bewohner der Stadt seien in Evakuierungszentren ertrunken, als diese von der Flutwelle erfasst worden seien. „Sie sind Anweisungen gefolgt. Der Sturm war zu stark.“

Die Philippinen erhalten regelmäßig positive Bewertungen, wenn es um die Vorkehrungen gegen Naturkatastrophen geht. Schon seit Ende der 1970er Jahre arbeiten die Behörden eng mit internationalen Organisationen und Hilfsorganisationen zusammen, wenn es darum geht, Vorkehrungen für den Umgang mit Naturkatastrophen zu treffen.

Ebenfalls seit Jahren arbeiten die Behörden an Karten von Gebieten, die potenziell von Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht werden könnten. Dazu gehören umfangreiche Frühwarnsysteme. Erst vor wenigen Jahren wurden zehn neue Radaranlagen in der östlichen Bicol-Region installiert, mit denen Taifune rechtzeitig erkannt werden können und die dabei helfen sollen, deren genauen Kurs auszumachen.

In den vergangenen Jahren haben die Philippinen auch massiv in Rettungsgerät und und in die Verbesserung der Informationsverbreitung investiert. Überall im Land lagern die Behörden zudem Notfallrationen, um sie im Katastrophenfall schnell zu den Betroffenen bringen zu können. Derzeit arbeitet die Regierung mit den Mobilfunkanbietern des Landes an einem zusätzlichen Frühwarnsystem. Zukünftig sollen Warnungen vor bevorstehenden Naturkatastrophen, neben Warnungen in Radio und Fernsehen, massenhaft per SMS verbreitet werden und so dazu beitragen, dass sich die Bewohner gefährdeter Regionen schneller in Sicherheit bringen können. SASCHA ZASTIRAL

Bericht zu Taifun und Klima SEITE 8