Post-linker Anarchismus

Das mittlerweile zur eigenständigen Band avancierte „Godspeed You! Black Emperor“-Nebenprodukt „Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & Tra-La-La Band“ lädt am Donnerstagabend im Knust ein, auf die Barrikaden zu gehen

Donnerstag, 18. 5., 20 Uhr, Knust

Lernen, wie man Filmmusik schreibt. Das war das erklärte Ziel von Efrim Menuck, als er zusammen mit seinen KollegInnen Sophie Troudeau und Thierry Amar vom neunköpfigen kanadischen Postrock-Kollektiv „Godspeed You! Black Emperor“ 1999 das Projekt „A Silver Mt. Zion“ gründete. Für einen waschechten Anarchisten wie Menuck natürlich eine viel zu schroffe Festlegung. Und so wurde die Idee naturgemäß schnell wieder fallen gelassen und das Projekt zum Spielplatz für Ideen, für die das – stets konsensual entscheidende – „Godspeed“-Kollektiv nicht den richtigen Rahmen hergab.

Die erste Veröffentlichung mit dem fulminanten Titel „He Has Left Us Alone But Shafts Of Light Sometimes Grace The Corner Of Our Rooms…“ haben wir indes Menucks Hündin Wanda zu verdanken – oder vielmehr ihrem plötzlichen Ableben während einer „Godspeed“-Tour. Ihr zu Ehren wollte Menuck ein Album aufnehmen, glaubte aber nicht, dafür die Unterstützung des „Godspeed“-Kollektivs zu bekommen.

Vier Alben sollten in den letzten Jahren folgen. Stets wurde dabei der Bandname geändert. Für das zweite Album – man ist nun zu sechst – nennt man sich „The Silver Mt. Zion Memorial Orchestra and Tra-La-La Band“. Für die „Pretty Little Lightning EP“ zeichnen „Thee Silver Mountain Reveries“ verantwortlich. Das dieses Jahr erschienene „Horses in the Sky“ stammt schließlich von „Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra and Tra-La-La Band“.

Wie „Godspeed“ ist auch „Silver Mt. Zion“ eine explizit politische Veranstaltung. Man richtet Songs direkt an den Schwarzen Block und beklagt lyrisch den Zustand der Welt aus anarchistischer Sicht – Motive wie „Hoffnung“ und „Freude“ kommen indes nicht zu kurz. Post-linken Anarchismus könnte man das vielleicht nennen. Anders aber als im Fall von „Godspeed“ – die vor allem für ihre mitunter halbstündigen instrumentalen Post-Rock-Ungetüme bekannt sind – hat für „Silver Mt. Zion“ Gesang als stilistisches Mittel zentrale Bedeutung. Meist stammt dieser von Efrim Menuck – bisweilen singen sein Bruder Mischa und seine Schwester Sara.

Früh kommen lohnt sich übrigens: Vor dem Auftritt der „Tra-La-La Band“ verbreiten die „Great Lake Swimmers“ um Songwriter Tony Dekker ihre bittersüße Spätsommer-Melancholie.ROBERT MATTHIES