RWE im Tal der Tränen

BILANZ Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern will Tausende Mitarbeiter entlassen und hofft auf Subventionen

BERLIN taz | Peter Terium klagt, die Gewerkschaft zürnt. „Unser traditionelles Geschäftsmodell bricht uns unter den Füßen weg“, sagte der RWE-Chef bei der Vorstellung der Quartalszahlen des Konzerns und kündigte an, 6.750 Stellen bis 2016 zu streichen, die meisten in Deutschland.

„RWE wirft mit Zahlen um sich, als befänden wir uns in einer Bingo-Spielhalle. Diese Politik fördert nicht gerade das Vertrauen in die Weitsicht des Managements“, beklagte sich Peter Hausmann, bei der Bergbau-, Chemie- und Energiegewerkschaft IG BCE für die Tarifpolitik zuständig.

Werden die Pläne umgesetzt, hat RWE im Jahr 2016 weltweit noch 61.000 Mitarbeiter, 2011 waren es noch 74.000. Die Jobs sollen wegfallen, obwohl der Konzern Gewinne macht: 2013 werden es 2,4 Milliarden Euro sein – inklusive einer einmaligen Entschädigung der russischen Gazprom –, 2014 noch maximal 1,5 Milliarden Euro. Am Mittwoch hatte auch Eon einen Gewinnrückgang vermeldet. Das Grundproblem: Die Strompreise sind wegen der Wirtschaftsflaute in Europa – und dank immer mehr erneuerbarer Energien – so tief gesunken, dass RWE und Eon mit einigen Kohle- und Gaskraftwerken keine Gewinne mehr machen. Die meisten Stellen bei RWE sollen deshalb in der Kraftwerkssparte wegfallen.

Terium fordert, wie auch Eon-Chef Johannes Teyssen, ein neues Vergütungsmodell für die fossilen Kraftwerke. Die sollen als Reserve für Zeiten bereitstehen, in denen erneuerbare Energien nicht zur Verfügung stehen. Zahlen würden die Stromkunden über einen Aufschlag, wie bei der EEG-Umlage zur Finanzierung erneuerbarer Energien. Union und SPD haben sich in ihren Koalitionsverhandlungen noch auf kein Modell geeinigt. Die alte Regelung gilt vorerst weiter. Demnach werden nur in Sonderfällen fossile Kraftwerke als Reserve bezahlt. INGO ARZT