Die Unbeirrbaren

Die Kölner „Projektgruppe Messelager“ kämpft für ein lebenslanges Entschädigungsrecht für NS-Zwangsarbeiter

Eigentlich ist es ganz einfach, sagen sie: Zwangsarbeit verjährt nicht. Wer in der NS-Zeit zur Sklavenarbeit gezwungen wurde, muss ein lebenslanges Recht haben, Entschädigung einzufordern. Im Gesetz der für Entschädigungen zuständigen „Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ steht es anders: Die Frist auf einen Entschädigungsantrag läuft am 31. Dezember aus. Gegen diese, wie sie sagen, absurde und ungerechte Klausel kämpfen sie unverdrossen: die Mitglieder der Kölner „Projektgruppe Messelager“. Mit einer Unterschriftenaktion wollen sie jetzt erreichen, dass der Bundestag das Stiftungsgesetz ändert.

Ohnehin hat das Gesetz nach Auffassung der Gruppe gravierende Mängel. Denn der Großteil der über zehn Millionen NS-Zwangsarbeiter ist bisher leer ausgegangen. So ging es auch Genowefa Machander aus Polen, die 1944 mit 17 Jahren zur Zwangsarbeit nach Köln verschleppt wurde und deren Antrag auf Entschädigung trotzdem abgelehnt wurde. Christian Welke, Mitglied der Projektgruppe, hat sie jetzt zu ihrer Leidensgeschichte befragt. So wie es die Gruppe seit 1989 mit über 350 Menschen gemacht hat, die im Zuge des Besuchsprogramms für Zwangsarbeiter nach Köln kamen. „Dieser Fall ist exemplarisch für viele“, sagt Welke. Frau Machander habe aufgegeben, um das Geld zu streiten, weil sie nicht die Kraft habe, die unzähligen Dokumente zu besorgen, die die Stiftung von ihr fordert.

Dass man zum Jahresende einen Schlussstrich ziehen will, ist vor allem dem Interesse der deutschen Wirtschaft geschuldet, sagt Karola Fings, stellvertretende Direktorin des Kölner NS-Dokumentationszentrums und selbst lange Mitglied der Projektgruppe. „Die Stichtagsregelung gehörte von Beginn an zur Stiftungsidee. Damit wollte man Planbarkeit schaffen.“ Ohnehin sei die Frage der Entschädigung „immer ein Spagat zwischen Verdrängung, utopischen Forderungen und Realpolitik“ gewesen.

Tatsächlich mag die Forderung der Gruppe vielen utopisch erscheinen. Schon die Gründung der Stiftung 2002 war schwierig genug, nicht zuletzt weil die deutsche Wirtschaft nur mühsam zu bewegen war, Geld einzuzahlen. Und jetzt soll es weiter gehen? Unmöglich, schrieb Otto Graf Lambsdorff, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, in einem Brief an die Gruppe. Aber, sagt Fings, „es bleibt Gruppen wie Messelager vorbehalten, die Grenzen des Möglichen zu erweitern“. SUSANNE GANNOTT