NEUES DENKEN
: Halbieren in fünf Jahren

Die alljährliche Antibiotikabilanz für die Tierhaltung wurde diese Woche veröffentlicht, vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Das BVL freute sich, dass die Menge an verfütterten Keimkillern im Jahr 2012 leicht auf 1.619 Tonnen zurückging. Dann folgte das alljährliche Mantra: Der breite Antibiotika-Einsatz müsse deutlich zurückgedrängt werden.

Das finden alle, denn durch den hohen Einsatz von Antibiotika in den großen Mastställen werden die Keime immer resistenter. So verweist der BUND darauf, dass in Deutschland an Tiere sieben mal mehr dieser Arzneimittel verfüttert werde als an Menschen. Absoluter Spitzenreiter bei den Tierarten sind die Hähnchen, in ihrem 39 Tage langen Leben stehen sie zehn Tage unter Antibiotika, durchschnittlich. Aber auch die Schweine sind national und international gut dabei, wegen ihrer großen Zahl und hohen Körpermasse.

Deutschland wiederum steht international in der Spitzengruppe mit 211 Milligramm Antibiotika pro Jahr und Kilogramm Tiergewicht. Zum Vergleich: Vorbildland Norwegen verfüttert nur knapp vier Milligramm pro Jahr, Schweden vierzehn.

Was tun? Ausgerechnet die Zentren der Industriemast, Dänemark und die Niederlande, machen es vor: Sie haben ihren tierischen Antibiotikumverbrauch halbiert. Das ging über ein Maßnahmenbündel. Die zentrale Datei Vetcis erfasst jede einzelne Antibiotikumgabe in jedem Betrieb. So fallen die Ausreißer nach beiden Richtungen auf, der eine kann vom anderen lernen. Eine solche Datei kommt ab April auch in Deutschland.

Allerdings unterstützen die Niederlande den Prozess mit Drohungen und Belohnungen: Vorbildliche Landwirte erhalten künftig Prämien, so diese Woche die Niederländische Tiermedizin-Behörde. Und wessen Verbrauch über dem Durchschnitt liegt, muss sich einem offiziellen Beratungsprogramm unterziehen. Bleibt das Problem bestehen, drohen Geldbußen. Der vorbeugende Einsatz von Antibiotika ist schlicht verboten. REM

■ Wer wissen will, wie es anfing mit den Agrarfabriken, dem sei das Buch über den niederländischen Agrarpapst und Widerständler Sicco Mansholt empfohlen: „Das Getreideparadies“. Ch. Links Verlag, September 2009, 19,90 Euro