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: Starker Auftritt

BASKETBALL Bei Alba läuft es momentan bestens – was da an Gegner in die Halle kommt, wird von den Berlinern einfach weggefegt. Am Samstag traf das Ulm

So entspannt hatte sich Marco Baldi wohl schon lange nicht mehr gefühlt. Nach drei Kantersiegen innerhalb einer Woche hat der Manager von Alba Berlin aber auch allen Grund dazu. Erst wurde Bayern München nach einer wahren Gala mit 94:74 aus der Halle gefegt, dann hat man unter der Woche im Eurocup den belgischen Vertreter Mons-Hainaut mit 77:57 deutlich besiegt, und am Samstag schließlich wurde Ulm vor 11.200 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof mit 102:74 (48:36) klar in die Schranken verwiesen. „Ja, das war eine tolle Woche“, resümierte der Manager.

Nur ein verbales Scharmützel mit den Bayern brachte etwas Unruhe in die vergangene Woche. Und das geht so eigentlich schon seit Saisonbeginn, als klar wurde, dass gleich vier Alba-Spieler nach München gehen werden. Letzter Höhepunkt des Schlagabtauschs war im Spiel gegen die Bayern zu bestaunen: Alba-Fans hatten ein altes Berliner Trikot vom Neu-Münchener Heiko Schaffartzik mit der Aufschrift „Verkauft!“ und „Kein Berliner“ an einem kreuzartigen Gestänge hochgehalten. Eine Szene, wie man sie in jedem Fußballstadion in schöner Regelmäßigkeit sehen kann, wenn Fans mit einem Spielerwechsel nicht einverstanden sind. Überraschend dünnhäutig reagierten die Bayern, die sich beim Ligaverband beschwerten. „Es wurde aber nicht einmal ermittelt“, sagte Baldi, der zu der Sache auch nichts mehr weiter sagen will.

Meisterschaftsanwärter?

Mit unnötigen Nebenkriegsschauplätzen will man sich bei Alba derzeit nicht beschäftigen. Und Baldi ist bemüht, die Erwartungen von außen möglichst gering zu halten. „Es werden wieder schwächere Spiele kommen, und erst dann wird sich zeigen, wie gefestigt wir sind“, glaubt er.

Nach den zuletzt starken Auftritten Albas kürte die Konkurrenz die Berliner sofort zum Meisterschaftsanwärter. „Aber davon sind wir himmelweit entfernt“, findet Baldi. Vor der Saison hatten die Berliner das Erreichen der Playoffs als Ziel ausgegeben. Derzeit ist Alba Sechster der Basketball-Bundesliga, hat allerdings zwei Spiele weniger absolviert als der Großteil der Konkurrenz.

Die Alba-Verantwortlichen wollen sich auf die spielerische Entwicklung der Mannschaft konzentrieren. „Und da ist noch viel Luft nach oben“, meint Baldi. Bisher geht ihm noch zu viel über den Kampf. Aber der Kader verfügt dieses Jahr über mehr Tiefe, ist insgesamt ausgeglichener besetzt. Und der zuletzt erfolgreiche Lauf hilft dem Team, konstanter und stabiler zu werden.

Ein wenig Sorgen hatte sich Baldi vor der Saison gemacht, ob das Publikum das völlig neu formierte Alba-Team, bei dem mit Sven Schultze nur ein Akteur aus der vergangenen Saison geblieben war, annehmen würde. Doch die Sorge schien unbegründet, die Fans feiern ihr Team lautstark an – vielleicht sogar mehr als in den letzten Jahren. „Dieses Team hat Herz, und das spürt das Publikum“, glaubt Baldi. Das liegt sicherlich auch daran, dass das Zuschauen bei Alba im Moment richtig Spaß macht. Die Abwehr steht wie eine Wand, vorne fallen die Körbe fast wie selbstverständlich und alle Spieler kämpfen um jeden Ball. Als Guard Akeem Vargas gegen Ulm den 100. Punkt machte, tobte die Halle.

Doch abheben will bei Alba niemand. Zu viele Rückschläge mussten die Berliner in den letzten Jahren einstecken. Auch lässt der enge Spielplan kaum Pausen zum Genießen zu. Schon am Mittwoch geht es im Eurocup daheim gegen Bonn. „Die haben im Moment genauso einen Lauf wie wir“, sagte Center Jonas Wohlfahrt-Bottermann, vergangene Saison selbst noch ein Bonner. Dann müssen sich alle wieder aufs Neue beweisen. „Wir befinden uns nämlich weiter im Aufbau“, mahnte Baldi. NICOLAS SOWA