Letztes Aufgebot für den Transrapid

Unternehmer aus dem Nordwesten demonstrieren in Den Haag für einen Stelzenzug zwischen Amsterdam und Hamburg. Ein Gutachten aus den Niederlanden zerstört alle Hoffnungen auf die Realisierung des Projekts

Eine der großen Männerphantasien des Nordens steht kurz vor dem Aus. Mal heißt er Euro-, dann Hanse-Rapid, stets geht esum einen Schwebezug Made in Germany, den Politiker und Bosse eines Tages von Amsterdam nach Hamburg düsen sehen wollen. Ein Gutachten des niederländischen Verkehrsministeriums kommt nun zu dem Schluss, dass das Projekt volkswirtschaftlich nicht sinnvoll ist.

„Wenn er in den Niederlanden scheitert, können wir das hier auch einpacken“, sagt Michael Ahrens, Geschäftsführer der Handelskammer im niedersächsischen Oldenburg. Weil das nicht sein darf, mobilisiert er derzeit eine Unternehmer-Delegation, die am kommenden Dienstag in Den Haag für den Transrapid demonstrieren will. Mehrere tausend Protestler werden erwartet.

Die Transrapid-Apo will den Verkehrsausschuss des niederländischen Parlaments davon überzeugen, das Projekt nicht ins Nichts schweben zu lassen. Die dortige Regierung hatte Transrapid und Schnellbahnverbindung zwischen Amsterdam und Groningen bewerten lassen. Ergebnis: Keine der beiden Möglichkeiten ist sinnvoll. Die 180 Kilometer lange Strecke kostet laut der Studie neun bis zwölf Millionen Euro. Eine Verlängerung mit Stationen über Leer, Oldenburg, Bremen und Hamburg wäre noch unsinniger. In Oldenburg leben nur 160.000 Menschen – aber selbst in der 16-Millionen-Stadt Shanghai ist die bislang einzige Trasse nicht ausgelastet.

Felix Seibl von der Hamburger Handelskammer zweifelt die Ergebnisse der Studie an und verweist auf Zahlen des Betreiberkonsortiums um Siemens, das auf Kosten zwischen 4,1 und 5,3 Millionen für die Strecke im Nachbarland kommt: „Das halten wir für bedeutend realistischer“, sagt Seibl. Zudem habe das Verkehrsministerium die Verlängerung Richtung Deutschland gar nicht einkalkuliert.

„Natürlich halten wir weiter an einer Transrapid-Strecke in Niedersachsen fest“, sagt ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Hannover. Welche das nach dem bevorstehenden Aus in den Niederlanden sein könnte, lässt er offen. Um das Thema am Köcheln zu halten, hatten die fünf norddeutschen Ministerpräsidenten Anfang des Jahres einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geschrieben. Der Eurorapid solle „in die verkehrspolitischen Planungen der Bundesregierung“ aufgenommen werden. Wenn man den Sausezug „2040, 2050 fertig haben will, müsste man 2006 anfangen zu planen“, hatte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) gesagt und gar von einer Anbindung des Baltikums geschwärmt. Realpolitiker scheint hingegen sein Kollege in Schleswig-Holstein zu sein. Das Kabinett um Peter Harry Carstensen (CDU) habe sich noch gar nicht mit dem Transrapid „befasst, da es sich nicht um ein konkretes Vorhaben handelt“, heißt es in Kiel. Das derzeit 430 Kilometer pro Stunde schnelle Gefährt sei im Norden nur eine „Vision“.KAI SCHÖNEBERG