Vom Sufismus zur Elektro-Mystik: Mercan Dede

Tarkan und Mustafa Sandal mögen den Türkpop in Deutschland hoffähig gemacht haben, Mercan Dede verleiht der Musik der Türkei eine globale Offenheit. Spätestens seit seinen Beiträgen zum Soundtrack von Fatih Akins „Gegen die Wand“ und seinen beiden Alben ist der DJ, Arrangeur und Flötist, der zwischen Istanbul und seiner neuen Heimat Montreal pendelt, eine feste Größe der Weltmusik. Dede spinnt über die Kontinente hinweg die Fäden zwischen DJ Culture, sufistischer Spiritualität und den Musiktraditionen des Nahen Ostens.

Den dritten Teil aus seinem Elemente-Zyklus hat er der Luft gewidmet, und dem Thema gemäß ist „Breath“ (Doublemoon/Rough Trade) eher vom Atmosphärischen als von der Melodie oder dem Beat her zu fassen: Wie immer bauen sich seine Spannungsbögen ganz entschleunigt auf, sind auf dem neuen Werk fast flüchtig, bleiben erst nach mehrmaligem Hören im Ohr. Neben seiner Ney-Flöte nutzt er Tritonmuscheln, Klarinette, Didgeridoo und Vocoder. Dazu werden von seinem Ensemble arabeske Melodien anhand Hackbrett, Drehleier und E-Violine gewoben, delikate Handtrommelarbeit, selten auch mal marschartige Perkussionswucht darunter gebaut. STEFAN FRANZEN