Der rote Oberjäger

Gerd Will ist eine seltene Spezies in Niedersachsens SPD-Landtagsfraktion. Unter den 49 Abgeordneten ist er der „einzige praktizierende Jäger“, wie er selbst sagt. Und deshalb hat sich Will quasi außerparlamentarische Unterstützung geholt: Auf seine Einladung hin haben sich in Niedersachsen jetzt die „Waidgenossen“ gegründet, ein Zusammenschluss von bislang rund 60 aktiven Jägern mit SPD-Parteibuch.

Die wollen „für eine gesicherte Zukunft der Jagd einstehen und kämpfen“. Will, seit 1971 SPD-Mitglied und seit 1982 Inhaber eines Jagdscheins, sieht sich dabei als „Verbindungsglied zur Fraktion“. Mit Jagdthemen ist er dort in seinen fast 20 Jahren als Abgeordneter noch nicht aufgefallen: Will ist Fraktionssprecher für Arbeit, Wirtschaft und Verkehr und hat sich bisher vor allem zu Fragen der Sanierung maroder Landstraßen hervorgetan.

Künftig will sich der 60-Jährige mit eigenem Revier im heimischen Wahlkreis Grafschaft Bentheim aber verstärkt für Anliegen der Jägerschaft einsetzen. Und Niedersachsens neuem Jagdminister auf die Finger schauen: Grünen-Agrarminister Christian Meyer, der gleich nach Amtsantritt die lange Tradition der Staatsjagden als „hochherrschaftliche Riten der Kaiserzeit“ für überholt erklärt und abgeschafft hat. Für Oberjäger Will ist das Ende der Ministerjagden „kein Problem“. Umso mehr reibt er sich daran, wenn „Umweltverbände verkünden, was im Ministerium gedacht wird“ – und Abgeordnete und Jagdverbände etwa von Plänen zur Beschränkung der Gänsejagd erst aus der Presse erfahren. Er werde „anmahnen, dass Parlamentarier in Zukunft vorrangig informiert werden“, kündigt Will an. Die müssten den Regierungskurs schließlich vor Ort vor der Basis vertreten.

Und dort ist das Jagdwesen Will zufolge auch in der SPD mit Bürgermeistern, Förstern oder Landwirten „fest verankert“. Das weiß man offenbar auch im Agrarministerium: Dort begrüßt man Wills Waidgenossen ausdrücklich als Zeichen, dass sich die Jäger „nicht einseitig für die CDU vereinnahmen lassen“.  THA