„Betroffenheit auslösen“

Vortrag über das Verhalten in Gewaltsituationen

■ arbeitet als Zivilcouragetrainer und veröffentlichte das Buch „Angsthase wird Muthase“. Er ist Vater von acht Kindern. Foto: privat

taz: Herr Mollenhauer, wie verhalte ich mich als Beobachter in einer Gewaltsituation?

Jens Mollenhauer: Entweder man wird körperlich aktiv oder versucht, die Situation kommunikativ zu entschärfen. Wenn man Angst hat, vor Ort einzugreifen, sollte man danach eine Zeugenaussage bei der Polizei machen. Der Rechtsweg ist immer die Mindestanforderung.

Muss man das den Leuten erklären?

Viele haben Angst davor, eine Aussage zu machen, da die Täter Akteneinsicht beantragen können. Auf diese Weise bekommen sie den Namen und die Adresse des Zeugen heraus. Mit dieser Angst vor den Folgen muss man leben können.

Aber wie?

Mir muss klar sein, für was ich mich einsetze und dass ich selbst Opfer von Gewalt werden könnte und Hilfe brauche. Die Angst vor den Folgen einer Zeugenaussage ist nachvollziehbar, aber Zivilcourage kann man üben.

Werden Sie das heute mit dem Publikum tun?

Ja, mit einem Rollenspiel. Im Anschluss frage ich immer, für welchen Handlungsweg sich der Einzelne entscheiden würde. Und wer möchte, kann sich mit mir darüber austauschen. Ich will Betroffenheit bei den Menschen auslösen, um sie sensibel für das Thema zu machen.

Wie sind Sie sensibel dafür geworden?

Ich selbst wurde Opfer einer Gewaltattacke auf dem Hamburger Dom. Viele Leute beobachteten das, aber keiner meldete sich als Zeuge. INTERVIEW: ABA

19 Uhr, Kulturladen Hamm, Carl-Petersen-Straße 76